Alkoholprobleme werden in deutschen Hausarztpraxen nur selten thematisiert. Das ergab eine Studie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, für die 2.247 Erwachsene mit riskantem oder schädlichem Trinkverhalten (AUDIT-C-Score ≥ 4 bei Frauen bzw. ≥ 5 bei Männern) aus ganz Deutschland befragt wurden.
Lediglich 11,5 Prozent berichteten, jemals beim Hausarztbesuch nach ihrem Alkoholkonsum gefragt worden zu sein. 4,8 Prozent hatten den Rat erhalten, weniger Alkohol zu trinken; 1,5 Prozent hatten ein konkretes Unterstützungsangebot bekommen.
Die Studie zeigte außerdem, dass bestimmte Personen mit Alkoholproblemen seltener eine hausärztliche Beratung erhalten als andere: Vor allem Frauen und Personen mit höheren Bildungsabschlüssen oder höherem Haushaltseinkommen wurden wesentlich seltener angesprochen und beraten.
Höher war die Wahrscheinlichkeit, Rat oder Unterstützung bekommen zu haben, jedoch bei älteren Menschen, Rauchern oder ehemaligen Rauchern sowie bei Menschen mit höherem Alkoholkonsum. So hatten 51,5 Prozent der Personen mit einem AUDIT-C-Score über 9 Rat oder Unterstützung erhalten.
Die Studienautoren kritisieren, dass Ärzte nicht standardmäßig dazu ausgebildet werden, Kurzinterventionen bei Alkoholproblemen durchzuführen. Auch fehle eine entsprechende Vergütung.
Sie schlagen vor, Alkohol-Screenings zum Beispiel in den regulären Gesundheits-Check-up für Patienten ab 35 zu integrieren.
Quellen: 1. DOI: 10.1136/bmjopen-2022-064268, 2. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf