Tabakentwöhnung in der Praxis
Rauchen ist weiterhin eine der wichtigsten Ursachen für Morbidität und Mortalität. Die Raucherquote liegt bei Erwachsenen immer noch bei ca. 25 Prozent und bei Jugendlichen unter 20 Jahren bei ca. 12 Prozent. In Deutschland muss man jährlich mit etwa 140.000 Tabakrauch assoziierten Todesfällen rechnen.
Wie auch bei anderen Suchtmitteln resultiert die Nikotinsucht neurobiologisch aus der Stimulation des Belohnungszentrums im mesolimbischen System, wobei die Wirkung des Nikotins schneller als bei anderen Drogen einsetzt, nämlich schon nach 3 bis 7 Sekunden. Dabei sind nicht nur das Dopamin, welches das Lustempfinden steigert und den Appetit hemmt, sondern auch andere Transmitter beteiligt, nämlich Noradrenalin, Acetylcholin, Vasopressin und Serotonin. Die Tabakentwöhnung ist eine der wichtigsten präventiven Maßnahmen in der Hausarztpraxis. Zunächst sollte man regelmäßig die Rauchgewohnheiten aber auch die Passivrauchbelastung seiner Patienten dokumentieren, bei jedem Patientenkontakt dringend zur Abstinenz raten und Hilfestellungen zur Raucherentwöhnung anbieten. Bei einer solchen Minimalintervention empfiehlt sich ein Vorgehen nach den „5A“ :
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Ask: Rauchstatus erfragen
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Advice: Ratschlag zum Rauchstopp, evtl. auch als Feedback zu erhobenen Befunden
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Assess willingness: Was denken Sie selbst über das Rauchen?
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Assist: Informationsmaterial, medikamentöse Unterstützung
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Arrange follow up: Thema beim nächsten Kontakt wieder aufgreifen.
Um den Patienten zum Aufhören zu motivieren, ist es sinnvoll und hilfreich, geklagte Symptome wie Dyspnoe oder Husten und auch Befunde wie Karotisplaques mit dem Hinweis auf die ursächliche Bedeutung des Rauchens zu kommunizieren. Der Goldstandard bei der Raucherentwöhnung ist die Kombination aus Verhaltens- und Pharmakotherapie, wobei ca. 30 Prozent über ein Jahr kontinuierlich abstinent bleiben. Für die medikamentöse Unterstützung stehen der Nikotinersatz mit Tabletten, Inhaler, Pflaster und Spray, der partielle Nikotin-Rezeptor-Agonist Vareniclin (Champix®) und das Antidepressivum Bupropion (Zyban®) zur Verfügung. Mit diesen Substanzen können die Erfolgsraten verdoppelt bis verdreifacht werden. Dagegen wird die E-Zigarette zur Entwöhnung nicht empfohlen; denn sie ist zwar etwas weniger gefährlich, aber keineswegs ungefährlich, sie induziert keine Verhaltensänderung, sie durchbricht nicht die Nikotinabhängigkeit und erleichtert evtl. bei Jugendlichen sogar den Einstieg ins Rauchen.
Quelle: 58. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V., 22.-25. März 2017, Stuttgart