Viele Patienten setzen auf Zinksupplemente, um Atemwegsinfekten vorzubeugen oder lästige Schnupfensymptome schneller loszuwerden. Während der Covid-19-Pandemie hat sich dieser Trend noch verstärkt.
Schließlich ist Zink nicht nur für die Immunabwehr wichtig, auch antivirale Effekte gegen gängige respiratorische Viren einschließlich Coronaviren in vitro sind beschrieben. Eine neue Metaanalyse sieht tatsächlich eine gewisse Evidenz für diese beliebte Form der Selbstmedikation.
In die Analyse gingen Ergebnisse aus 28 randomisierten kontrollierten Studien mit 5.446 erwachsenen Teilnehmern ein, ermittelt im Rapid-Review-Verfahren zur schnelleren und vereinfachten Generierung von Evidenz. Wegen noch ausstehender Daten fehlten allerdings Studien mit SARS-CoV-2-Bezug.
Verglichen mit Placebo verhinderten zinkhaltige Lutschtabletten oder Nasensprays/ -gels fünf Atemwegsinfekte pro 100 Personenmonate (NNT (Number needed to treat) = 20). Nach experimenteller Rhinovirus-Inokulation schützte sublinguales Zink jedoch nicht vor einer Erkältung.
Besonders das Risiko, schwerere grippeähnliche Symptome zu entwickeln, schien durch Zink deutlich abzunehmen. Außerdem gingen bei verschnupften Patienten die Erkältungssymptome unter Zink verglichen mit Placebo durchschnittlich zwei Tage früher zurück. Übelkeit oder Irritationen von Mund bzw. Nase waren bei Zinkapplikation häufiger (NNH (Number needed to harm) = 7), schwere Nebenwirkungen wurden aber in keiner Studie berichtet.
Zink scheint also tatsächlich manche Erkältung verhindern bzw. ihre Dauer reduzieren zu können. Allerdings blieb unklar, welche Rolle dabei die Formulierung und Dosierung des verwendeten Zinkpräparats spielt. Weitere Untersuchungen, auch im Hinblick auf SARS-CoV-2, wären wichtig.
Quelle: DOI: 10.1136/bmjopen-2020-047474