© Der Hausarzt Tiefe der Deposition in Abhängigkeit von der Teilchengröße
Die Impaktion ist auch für einige Nebenwirkungen verantwortlich. Teilchen mit einer Größe von 1 bis 5 µm können den Richtungsänderungen folgen und gelangen tiefer in die Atemwege. Der Anteil von Teilchen dieser Größe bestimmt die zu erwartende Deposition.
Im Verlauf des Atemmanövers sinken die Partikel der Schwerkraft folgend und können dadurch Kontakt mit der Wand erhalten. Je kleiner die Partikel sind, desto langsamer sinken sie zu “Boden” und umso bedeutender wird die Atemanhaltezeit. Diese Sedimentation ist der wichtigste Mechanismus für die therapeutische Wirkung inhalierter Aerosole.
Teilchen unter 1 µm passieren alle Hindernisse und gelangen bis in die Alveolen, wo sie in der Schwebe bleiben und nur durch zufälligen Wandkontakt infolge der Brownschen Molekularbewegung “kleben” bleiben. Ein Großteil dieser Partikel bleibt trotz Atemanhalten in Schwebe und wird wieder abgeatmet. Das Ausatmen durch die Nase gibt einzelnen Partikeln eventuell die Möglichkeit, noch dort zu deponieren und einen Effekt zu bewirken.
Atemmanöver
Der Inspirationsfluss und das eingeatmete Volumen sind für die Lungendeposition mindestens genauso wichtig wie die Partikelgröße. Ein langsamer Einatemfluss reduziert die Impaktion im Orophyarynx und verbessert bei Verwendung von Dosieraerosolen, dem Respimat® und Verneblern die Lungendeposition.
Patienten, die diese Inhalationssysteme verwenden, sollten Sie daher zu langsamer und tiefer Einatmung anleiten. Bei Pulverinhalatoren ist dagegen eine schnelle und forcierte Inspiration erforderlich, um das freigesetzte Pulver zu desagglomerieren.
Die Deposition durch Sedimentation ist direkt proportional zur Aufenthaltsdauer des Aerosols in den Atemwegen. Diese wird durch ein hohes Atemzugvolumen und eine Atemanhaltezeit am Ende der Inspiration verlängert. Das Inspirationsvolumen sollte durch eine möglichst vollständige Ausatmung bis zum Residualvolumen vergrößert werden. Das gilt natürlich vor allem für Patienten mit kleinen Lungenvolumina wie bei fortgeschrittener COPD.
Atemwegsanatomie
Die Lungendeposition unterliegt interindividuellen Unterschieden, wird aber auch durch anatomische Unterschiede beeinflusst. Bei engem Hypopharynx (etwa bei obstruktiver Schlafapnoe oder Adipositas) oder einer Hufeisenepiglottis ist die oropharyngeale Deposition deutlich erhöht und die Lungendeposition folglich reduziert.
Helfen kann hier eine langsame Inspiration oder die Verwendung eines Spacers. Mit zunehmender Bronchialobstruktion verlagert sich die Deposition mehr in die zentrale Bronchialregion. Unterschiedliche Obstruktion führt zu Pendelluft und damit auch zur ungleichen Verteilung des Aerosols. Die Absolutmenge der Lungendeposition bleibt allerdings etwa gleich.
Das Zusammenspiel der verschiedenen Einflussfaktoren kann nur durch die eintretende Wirkung und die Rate der Nebenwirkungen beurteilt werden. Dies ist bei den rasch wirksamen Beta-Agonisten einfacher zu beurteilen als bei den Steroiden, deren Wirkung ja mit einer Verzögerung von ein bis zwei Wochen eintritt.
Interessenkonflikte: Thomas Hausen gibt an, dass keine Interessenkonflikte bestehen. Peter Haidl legt die folgenden potenziellen Interessenkonflikte offen: Vorträge: Aerogen Ltd, GSK, Novartis, Siemens & Co; Advisory board: Astra Zeneca, Boehringer Ingelheim, Mundipharma.
Serie “Inhalation”
Welches Inhalationsgerät für welchen Patienten? Teil 2 und 3 der Serie informieren über die unterschiedlichen Inhalatoren.
Literatur:
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