Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Familie: Johanniskrautgewächse (Hypericaceae)
Gattung: Johanniskräuter (Hypericum)
Art: Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Verwendete Pflanzenteile: das blühende Kraut, Triebspitzen
Anwendungsbereiche: Depression, stumpfe Wunden
Johanniskraut wächst an Wegrändern, auf Wiesen und Waldlichtungen in Europa und im westlichen Asien. Die gelben Blüten öffnen sich um die Zeit des Johannistages (24. Juni). Hält man die Blätter gegen das Licht, sehen sie wegen der Behälter des ätherischen Öls aus wie durchlöchert (daher das lateinische Wort „perforatum“). Johanniskraut wird seit der Antike als Heilpflanze geschätzt und sollte etwa bei Ischias und Würmern helfen, Herz und Leber kräftigen, die Nieren reinigen und Geschwüre heilen. Außerdem wurde Hypericum gegen Besessenheit und „dollmachende Geister“ (Paracelsus) gepriesen und galt als „fuga daemonum“, Teufelsaustreiber.
Heutzutage werden Johanniskraut-Fertigarzneimittel mit dokumentierter Wirksamkeit eingesetzt. Die 2015 aktualisierte S3-Leitlinie „Unipolare Depression“ bestätigt deren Stellenwert bei leichter bis mittelschwerer Depression. Das rote Öl des Johanniskrauts wirkt antiphlogistisch und antibakteriell, es fördert Wundheilung und Durchblutung.
Inhaltsstoffe und Wirkweisen Hypericum-Kraut enthält etwa Hypericine und Photoglucinderivate, darunter Hyperforin. Der Wirkmechanismus ist noch nicht genau geklärt. Vermutet wird eine synergistische Wirkung von Hypericin und Hyperforin. Experimentelle Studien liefern Hinweise darauf, welche Mechanismen hinter der antidepressiven Wirkung stecken könnten: So werden die Menge an Neurotransmittern erhöht, die Enzyme Catechol-O-Methyltransferase und Monoamino-oxidase vom Serotonintyp blockiert, die Zytokininexpression moduliert sowie die Licht utilisation gefördert und verstärkt.
Cave: Eine Therapie mit Johanniskraut ist zu vermeiden bei Patienten, die gleichzeitig Antikoagulanzien vom Cumarintyp, Ciclosporin, Digoxin, Indinavir und andere Proteaseinhibitoren in der HIV-Therapie nehmen. Johanniskraut kann in sehr seltenen Fällen photosensibilisieren. Produktbeispiele, in denen Johanniskraut enthalten ist: Präparate mit der Indikation „mittelschwere Depression“ sind verschreibungspflichtig und können zu Lasten der GKV verordnet werden, zum Beispiel Jarsin® Rx 300 mg (Cassella-med), Laif® 900 (Steigerwald) oder Neuroplant® (Schwabe). Präparate mit der Indikation „leichte vorübergehende depressive Störung“ können nur über das Grüne Rezept verordnet werden: Felis® (Hexal), Neuroplant AKTIV® (Schwabe) sowie andere Zubereitungen von Jarsin® und Laif®. Zum Einreiben bei Myalgien und stumpfen Verletzungen: Johanniskraut Rotöl Öl (Jukunda).