Wie zwei kleine Schleifchen wirken die weißen Blüten. Sie duften intensiv süßlich, dennoch schmecken Blüten und Blätter herb: Deshalb trägt diese Schleifenblume, eine von etwa 30 Arten, den Beinamen „bitter“. Die leicht giftige Bittere Schleifenblume wächst vor allem im gesamten Mittelmeerraum, aber auch in Deutschland ist sie heimisch. Doch hier gilt der natürliche Bestand heute als gefährdet.
Der Gattungsname „Iberis“ stammt aus dem Altertum: Der römische Autor Plinius der Jüngere (23 bis 79 nach Christus) soll einen befreundeten Arzt in Iberien, dem heutigen Spanien, mit der Pflanze von seinem Magen-Darm-Leiden befreit haben, geht eine Geschichte. Iberis amara wurde im Lauf der Zeit vielfach eingesetzt, etwa bei Ischias oder, um Wundränder zusammenzuziehen (das empfahl Hippokrates). Sie sollte bei Herz-, Leber-, Lungen- und Nierenproblemen sowie bei rheumatischen Beschwerden helfen.
Seit etwa 50 Jahren wird die Bittere Schleifenblume wissenschaftlich erforscht. Indikationen sind funktionelle Dyspepsie, Colon irritabile, Non-ulcer-Gastritis, gastroösophagealer Reflux, Reizmagen, Völlegefühl und äußerlich angewandtauch Weichteilrheumatismus.
Inhaltsstoffe und Wirkweisen
Hauptwirkstoffe der Schleifenblume sind die Bitterstoffe Cucurbitacine, die die gastrointestinale Motorik anregen und so Völlegefühl, Meteorismus, Schmerzen und Krämpfe lindern. Iberis amara wirkt tonisierend auf die glatte Muskulatur von Magen und Dünndarm sowie antiinflammatorisch.
In Studien zeigten Frischpflanzenextrakte am Jejunum eine signifikante spasmolytische Wirkung, vergleichbar der von Domperidon und Metoclopramid. Der antiulzerogene Effekt von Iberis amara beruht auf der Reduktion von Säuresekretion und Leukotrienkonzentration sowie auf einer Steigerung von Muzinsekretion und Prostaglandin-E2-Konzentration.
Eine Monotherapie mit Amara, also Bitterstoffen, wird nicht empfohlen, besser sind Kombinationen mit Amara-Aromatika, die ebenfalls die Motorik anregen, und/oder Ätherisch-Öl-Drogen, die spasmolytisch und antibakteriell wirken sowie die Peristaltik fördern.
Produktbeispiel, in dem die Bittere Schleifenblume enthalten ist: Iberogast® Flüssigkeit (Bayer Vital) ist eine Kombination aus Schleifenblumenkraut, Angelikawurzel, Kamillenblüten, Kümmelfrüchten, Mariendistelfrüchten, Melissenblättern, Pfefferminzblättern, Schöllkraut und Süßholz.
Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Gattung: Schleifenblume (Iberis)
Art: Bittere Schleifenblume oder Bitterer Bauernsenf (Iberis amara)
Verwendete Pflanzenteile: Kraut
Anwendungsbereiche: funktionelle Magen-Darm-Erkrankungen, Colon irritabile