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Bessere Versorgung SterbenskrankerErnährung und Lebensqualität am Ende des Lebens

Auch bei Palliativpatienten sind Ernährung und Lebensqualität eng miteinander verknüpft. Daher haben Menschen mit nicht heilbaren und fortgeschrittenen Erkrankungen häufig besondere Ansprüche und Wünsche an ihre Ernährung.

Obst ist gesund - aber schwer verdaulich.

Die Palliativmedizin begleitet Patienten, deren Lebenserwartung wegen einer nicht heilbaren, progredienten und fortgeschrittenen Erkrankung begrenzt ist. Die Lebenserwartung kann dabei kurz aber auch lang sein. Das Ziel der Palliativmedizin ist es, die Symptome so weit wie möglich zu lindern und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Dafür ist wichtig, möglichst frühzeitig die Ernährung des Patienten durch Ernährungsberatung an seine Bedürfnisse anzupassen.

Genuss statt Muss

Am Lebensende verändern sich die Ansprüche an die Nahrung: Im Vordergrund steht dann nicht mehr, den Nährstoffbedarf zu decken, sondern der Patient soll sich wohlfühlen und das Essen genießen können. “Unser Motto lautet ‘Genuss statt Muss‘”, erklärt Dr. Bullermann-Benend. “Wir möchten dem Patienten eine möglichst hohe Lebensqualität bis zuletzt ermöglichen. Da spielen Essen und Trinken täglich eine wichtige Rolle.”

Um die Lebensqualität der Patienten durch das Essen so weit wie möglich zu verbessern, hat die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin die Sektion Ernährung gegründet. “Wir wollen Patienten dabei unterstützen, ihren Essalltag in Absprache mit Zugehörigen und Pflegekräften soweit wie möglich selbstbestimmt und genussvoll zu gestalten.” In Gesprächen werden allen Beteiligten die Bedürfnisse des Patienten deutlich gemacht, damit es allen leichter fällt, die Wünsche und Entscheidungen des Palliativpatienten zu verstehen und zu respektieren. So ist es für den Patienten einfacher, selbstbestimmt zu entscheiden und zu handeln.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, Symptome zu lindern, die durch die Ernährung verursacht werden. Dazu zählen gastrointestinale Beschwerden durch Unverträglichkeiten (z.B. Übelkeit, Völlegefühl, Meteorismus, Flatulenzen, Durchfälle), auch Störungen wie Appetitlosigkeit, Dysphagie, Obstipation und Passage-Störungen können durch gezielte ernährungstherapeutische und küchentechnische Maßnahmen gelindert werden. Dabei umfasst die therapeutische Begleitung orale Ernährung und Mundpflege mit natürlichen Lebensmitteln, ergänzende Trinknahrung, enterale Ernährung sowie parenterale Ernährung.


Fragen an Dr. Maria Bullermann-Benend:

Praxis für Ernährungstherapie Schwerpunkt Onkologie und Palliative Care in Cappeln

Wie ist der Stand der palliativen Ernährungsberatung in Deutschland?

Deutlich zu wenige Palliativpatienten und Zugehörige werden ernährungstherapeutisch begleitet. Meist wird zu spät gehandelt, aber am Lebensende kann Aktionismus sogar das Sterben erschweren. Es wäre sehr zum Wohle der Patienten, wenn Hausarzt und Ernährungsberater häufiger kooperieren würden – dazu bedarf es einer ärztlichen Notwendigkeitsbescheinigung, die nicht budgetrelevant ist. Durch Hausbesuche kann der Ernährungsberater beispielsweise die Lebensumstände und biografischen Gegebenheiten sehr individuell erfassen, denn “In frigo veritas” (im Kühlschrank liegt die Wahrheit). Zertifizierte Ernährungsberater mit dem Schwerpunkt Onkologie und Palliativcare findet der Hausarzt über die Verbände VDOE, VDD, DGP Sektion Ernährung oder die Krankenkasse.

Wie stark kann eine genussvolle Ernährung die Lebensqualität von Palliativpatienten nach ihrer Erfahrung verbessern? Gibt es Studien zu dieser Frage?

Der Zusammenhang zwischen Mangelernährung und der individuellen Lebensqualität von Palliativpatienten ist in vielen Studien untersucht worden, die in einem Review (Caro et al.: Clin Nutr. 2007 Jun;26(3):289-301) zusammengefasst wurden. Bei Palliativpatienten, insbesondere onkologischen, korreliert ein schlechterer Ernährungszustand mit deutlich abnehmender individueller Lebensqualität. Prospektive Studien belegen, dass eine gezielte Ernährungstherapie die Lebensqualität wieder steigern kann.

Sie sind seit 12 Jahren in der Palliative-Care tätig. Was ist Ihre beeindruckendste Erkenntnis?

Dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit manchmal zu unerwarteter Lebensfreude bei unseren Patienten führt – dazu fallen mir spontan der junge engagierte Apotheker, der innovative Koch aus Südtirol und eine Münsterländer Palliativärztin ein! Großartig in der Zusammenarbeit!

Weiterführende Literatur:

Christian Löser, Hrsg. “Unter- und Mangelernährung”, Thieme-Verlag

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