Berlin. Das Bildungsniveau von Eltern beeinflusst die Gesundheit von Kindern dem Kinder- und Jugendreport der DAK Gesundheit zufolge erheblich. So erhalten Kinder von Eltern ohne Bildungsabschluss häufiger Medikamente und werden öfter stationär behandelt als Altersgenossen aus gebildetem Elternhaus. Die Erkrankungen des Nachwuchses hingen oft mit dem Lebensstil von Mutter und Vater zusammen, erklärte DAK-Vorstandschef Andreas Storm bei der Vorstellung des Reports am Dienstag (28.8.) in Berlin.
Besonders zeige sich der Zusammenhang von Bildung und Erkrankungen bei Karies und Adipositas. So komme Karies bei Kindern mit Eltern ohne Abschluss nahezu dreimal so oft vor wie bei Kindern aus akademischem Haushalt, Fettleibigkeit trete 2,5 mal häufiger auf. Nicht ganz so groß falle der Unterschied bei Entwicklungs- und Verhaltensstörungen aus. Nach Mitautor und Gesundheitsökonom Wolfgang Greiner von der Universität Bielefeld könne man die Gesundheit von Kindern besser durch Bildung unterstützen als durch Maßnahmen, die das Elterneinkommen erhöhen.
Für den Report haben Greiner und Kollegen Abrechnungsdaten aus 2016 von bei der DAK versicherten 590.000 Kindern und Jugendlichen sowie 430.000 Eltern ausgewertet. Die jüngste Welle der KiGGS-Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) kam zu ähnlichen Ergebnissen: Vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Elternhäusern sind gesundheitlich benachteiligt: Sie sind oft dicker, bewegen sich weniger, rauchen häufiger und haben mehr psychische Probleme. RKI-Experten begründeten das auch mit fehlenden Teilhabe-Chancen.
Gesünder Kochen, mehr Bewegung
Insgesamt hat laut DAK-Report etwa jedes vierte Kind in Deutschland eine potenziell chronisch verlaufende Krankheit wie Neurodermitis oder Asthma. Jedes zehnte Kind hat mit psychischen Erkrankungen wie ADHS oder Schulangst zu kämpfen.
Die Experten sprachen von Beispielen wie gesünderem Kochen und Faktoren wie Bewegung, die in den betroffenen Haushalten offenbar zu kurz kämen. Storm betonte: “Gesundheit gehört auf den Lehrplan”. Ihm schwebe eine Integration des Themas in bestehende Fächer vor. Der Report zeige, dass die Präventionsarbeit bislang zu wenig auf die nun identifizierten Risikogruppen zugeschnitten sei.
Er sprach sich zudem dafür aus, sehr süße Lebensmittel durch eine Zuckersteuer zu verteuern. Auch die Kennzeichnung auf Verpackungen müsse vereinfacht werden, appellierte Fischbach – zum Beispiel, damit Verbraucher leichter erkennen, dass hinter einem Begriff wie Fruktose letztlich Zucker steckt. Hingegen ist Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) bisher nicht von einer Lebensmittel-Ampel zu überzeugen. Sie plädiert für eine Gesamtstrategie zur Reduzierung von Kalorien in Lebensmitteln.
Quelle: dpa