Hyperinflammationssyndrom im Zusammenhang mit COVID-19
Im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 werden seit Ende April 2020 vermehrt Fälle von Kindern mit schweren Entzündungsreaktionen beobachtet.
In Europa wird die neue Entität als PIMS-TS bezeichnet, für ‚Paediatric inflammatory multisystem syndrome temporally associated with SARS-CoV-2‘, die WHO spricht von MIS-C‚ für ‚Multisystem Inflammatory Syndrome in Children‘.
Die Symptome überlappen sich teilweise mit denen des Kawasaki Syndroms sowie des toxischen Schocksyndroms und sind unter anderem charakterisiert durch Fieber, akute gastrointestinale Probleme, Entzündungsreaktionen an Haut- und Schleimhaut, arterielle Hypotension oder Schock sowie myokardiale Dysfunktion.
Eine Gemeinsamkeit scheint die schwer verlaufende, allgemeine überschießende Entzündungsreaktion mit Vaskulitis zu sein. Entsprechende Fälle sollten dem COVID-19-Survey gemeldet werden, um die epidemiologische Situation in Deutschland verfolgen zu können. (Prof. Christian Hedrich, Liverpool, UK)
Kinder spielen untergeordnete Rolle bei SARS-COV-2-Ausbreitung
Bislang machen die Kindergarten- und Grundschulkinder (0-9 Jahre) einen verschwindend geringen Anteil an der Gesamtzahl der mit SARS-CoV-2-Infizierten aus.
Nicht nur in Deutschland – selbst in der Region Italiens (Lombardei) mit den höchsten Infektionszahlen waren Kinder selten symptomatisch erkrankt.
Das Risiko für einen schweren* bzw. kritischen** Verlauf liegt bei Kindern schätzungsweise bei knapp 3% (ca. 20% der Erwachsenen); 0,1% der betroffenen Kinder sind verstorben (2,3% der Erwachsenen).
Etwas anders sieht die Situation bei Kindern mit chronischen Grunderkrankungen aus. Wie eine US-amerikanische Studie anhand von über 10 000 SARS-CoV-2-Fällen im Alter von 0-19 Jahren herausfand, wiesen 26,9% der erkrankten Kinder eine Vorerkrankung auf.
Diese mussten häufiger stationär aufgenommen werden (16,6% versus 2,7%), erhielten häufiger eine intensivmedizinische Behandlung (3,8% versus 0,5%) und verstarben öfter (0,74% versus 0,08%) als Kinder ohne Vorerkrankungen.
Insgesamt weisen die derzeit verfügbaren Daten darauf hin, dass chronische Erkrankungen bei Kindern das Risiko für einen schweren Verlauf erhöhen.
Entsprechende Signale liegen für Lungen-, Herz- und neurologischen Erkrankungen vor, sowie für Krebserkrankungen und komplexe chronische Grunderkrankungen.
Entzündliche Erkrankungen und immunsuppressive Therapien scheinen das Risiko dagegen nicht zu erhöhen. (Dr. Claas Hinze, Münster)
* Tachypnoe, Hypoxie, neurologische oder Myokard-Dysfunktion
** beatmungspflichtig, septischer Schock, Multiorganversagen
Neue Optionen für die Asthmatherapie
Die Asthmatherapie von Kindern orientiert sich an einem Stufenplan mit sechs Eskalierungsschritten. Einige Neuerungen wurden im September 2020 in der ‚Nationalen VersorgungsLeitlinie Asthma‘ publiziert.
So kann bei Jugendlichen ab 12 Jahren, die nur eine Bedarfsmedikation benötigen, statt einem kurzwirksamen Betamimetikum nun eine Fixkombination aus einem inhalativen Corticosteroid (ICS) in niedriger Dosis plus Formoterol gegeben werden (etwa bei Patienten mit verminderter Therapieadhärenz).
Für Patienten mit moderatem Asthma ist eine neue fixe Zweierkombination zur Erhaltungstherapie verfügbar, bestehend aus einem langwirksamen Beta-2-Agonisten (LABA) und einem inhalativen ICS (Indacaterol/Mometasonfuroat).
Sie ist für Jugendliche ab 12 Jahren geeignet, deren Asthma mit inhalativen Kortikosteroiden und inhalativen, kurzwirksamen Beta-2-Agonisten nicht ausreichend kontrollierbar ist.
Mit Dupilumab und Mepolizumab wurden aktuell zwei neue Biologika für Patienten mit schwerem Asthma ab 12 bzw. 6 Jahren zugelassen. (Prof. Christian Vogelberg, Dresden)