Berlin. Einfach zu implantierende Prothesen mit deutlich begrenzterem Funktionsumfang schneiden in Registern vermutlich besser ab als technisch schwieriger zu implantierende „High-End“-Prothesen. Dies äußerte Prof. Carsten Perka, Ärztlicher Direktor des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie an der Charité und AE-Generalsekretär, auf einer Pressekonferenz am Donnerstag (28.11.) in Berlin. Für die Masse der Eingriffe seien die Einfachheit des Op-Verfahrens und die Robustheit des Materials entscheidend.
Perka zeichnete ein differenziertes Bild der hierzulande umstrittenen Überkronung des Hüftgelenks. Diese sogenannte McMinn-Hüfte war durch den Tennisspieler Andy Murray in den 1990er-Jahren populär geworden. Der Profi-Sportler gewann fünf Monate nach seiner Operation ein hochdotiertes Tennisturnier.
Nach einem Boom um die Jahrtausendwende ist das Produkt in Deutschland jedoch nahezu vom Markt verschwunden. 2018 wurden nur 100 davon eingesetzt.
OP-Qualität entscheidend
Grund dafür sei, so Perka, dass sich plötzlich die Fehlermeldungen häuften und das Verfahren nicht differenziert analysiert worden sei. Ein deutsches Gericht bescheinigte dem Produkt sogar einen Kunstfehler, die Kontrollbehörden in den USA und in Großbritannien hingegen hatten keine Mängel erkannt.
In Australien erweist sich das Produkt vor allem bei jüngeren Patienten, die einen körperlich aktiven Lebensstil pflegen, besser als jede andere Prothese.
In der rückblickenden Bewertung kommt Perka zu dem Schluss, dass gerade bei solchen ausgefeilten Produkten die Qualität des Operationsverfahrens entscheidend sei: „Das Verfahren bietet mehr Möglichkeiten, Fehler zu machen.“
Quelle: Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik (AE) am 28.11.19