“Bleib gesund oder halt den Mund!”, fasste ein junger Arzt das bisherige Selbstverständnis von Ärzten im Umgang mit ihrer Gesundheit beim Deutschen Ärztetag (S. 20) in Worte. Dass daran gerüttelt werden muss, zeigte die Debatte, an der sich viele Delegierte beteiligten. Der neue Ehrenpräsident der
Bundesärztekammer Prof. Frank Ulrich Montgomery wurde deutlich: “Wir wissen, dass viele Ärzte am Rande der Erschöpfung und körperlichen Leistungsfähigkeit arbeiten.” Viel gearbeitet haben Ärzte immer schon, daran allein kann es nicht liegen. Es hat auch sicher nichts damit zu tun, dass nachfolgende Generationen weniger belastbar wären. Was also ist das Problem?
“Wenn erst einmal die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns in Frage gestellt wird, ist es zu einem Burn-out nicht mehr weit.”
Wenn wir uns fragen: Wie gehen wir miteinander um? Kommunizieren wir noch miteinander? Zollen wir uns gegenseitig Respekt? Dann sind dies für mich wesentliche Gründe, die zu Erschöpfung führen können, wenn wir nicht achtsam mit uns und anderen umgehen.
“Gewiß ist es fast noch wichtiger, wie der Mensch das Schicksal nimmt, als wie es ist”, zitierte Hausarzt Dr. Jürgen de Laporte Wilhelm von Humbold beim Ärztetag. Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit seien “Schlüssel zur Resilienz”. Doch das System verteidige verbissen die Befunde, statt sich der Befindlichkeit, also dem Umgang des Einzelnen mit einem Schicksal, anzunehmen.
Zudem ist unsere Gesellschaft rücksichtsloser geworden: Gerade Heilberufler erhalten oft keine Wertschätzung mehr für ihre Fürsorge als “Kümmerer”. Da stellt man – neben erhöhtem Arbeitsaufkommen – schnell den Sinn des eigenen Tuns infrage. Mangelnde Wertschätzung gipfelt mitunter sogar in Gewalt.
Diese Gefahr hat Gesundheitsminister Jens Spahn erkannt: Beim Ärztetag kündigte er an, er werde den Schutz von Ärzten und Praxispersonal durch das Strafgesetzbuch stärken. Ein Schritt in die richtige Richtung, meint Ihre
Dr. Monika von Berg
Chefredakteurin “Der Hausarzt”