Das Problem Multiresistenz ist auch in der ambulanten Praxis längst angekommen. Nach einer Online-Umfrage bei in Hessen tätigen niedergelassenen Ärzten im Dezember 2016 haben 70 Prozent bereits Erfahrungen mit multiresistenten Erregern (MRE) in der Praxis gehabt. Fast 80 Prozent haben schon Therapieversagen wegen Antibiotika-Resistenzen erlebt, berichtete Dr. Andrés de Roux, Berlin.
Aktuelle EARS-Net-Daten vom November 2017 spiegeln eine erhebliche Variabilität der Resistenzraten innerhalb Europas wider mit einem starken Süd-Nord-Gefälle. Das größte Problem liegt im gramnegativen Bereich. Durchschnittlich ein Drittel aller Klebsiellenisolate wiesen Resistenzen gegen mindestens eine Antibiotikagruppe auf. Die Resistenz von E.coli gegen Cephalosporine der 3. Generation hat von 2013 bis 2016 dramatisch zugenommen. Es sind auch bereits die ersten Carbapenem- und Colistinresistenzen aufgetaucht. Bei den MRSA beobachtet man einen rückläufigen Trend, wenngleich immer noch ein Drittel der EU-Länder einen Anteil von mehr als 25 Prozent MRSA unter den Staphylokokken aufweist.
Die derzeitige Situation in Deutschland: Etwa 10 Prozent der Bevölkerung (7,8 Millionen) sind mit multiresistenten Erregern kolonisiert, darunter 5,7 Millionen Träger von ESBL-bildenden E. coli und 1,1 Millionen von MRSA-Trägern. Unter den Einzelsubstanzen sticht vor allem Cefuroxim heraus. Bei keinem anderen Antibiotikum sind die Verordnungszahlen in Deutschland in den letzten Jahren so stark nach oben gegangen, obwohl es sich um ein Reserveantibiotikum handelt. Einen erheblichen Anstieg beobachtete man auch bei Fluorchinolonen, und zwar ab dem Zeitpunkt, als diese generisch verfügbar wurden.
Quelle: Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, 14. bis 17. März 2018, Dresden