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Hausarzt MedizinMännergesundheit im Fokus

Mit der Initiative PRISM (Postgraduate International School of Men’s Health) wollen andrologische und urologische Meinungsbildner der Gesundheit des Mannes mehr Aufmerksamkeit schenken. Die unabhängige, Non-Profit-Organisation mit Sitz in Singapur und Brügge, Belgien, tagte nun erstmals in Berlin.

Alarmsignal sexuelle Dysfunktion: Kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes & Depression drohen

In Europa geben 13 Prozent der Männer an, unter einer sexuellen Dysfunktion zu leiden, in den USA ist es etwa jeder Fünfte und in Asien jeder Dritte, erklärte Prof. Michael Zitzmann, Universität Münster. Neben erektiler Dysfunktion (ED) und Ejaculatio praecox (EP) spielt auch der Libidoverlust eine Rolle.

ED – auf die Gefäße achten

Als Daumenregel für ED gelte: die Prävalenz entspricht in etwa dem Lebensalter – d.h. bei 50-Jährigen könne bei jedem zweiten eine ED auftreten. Meist handle es sich um ein Gefäßproblem. ED sei daher auch ein Risikomarker für kardiovaskuläre Erkrankungen, Typ 2 Diabetes und arterielle Hypertonie. Bei Patienten mit ED lohne sich ein Ultraschall, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit entdecke man atherosklerotische Plaques. Denn etwa die Hälfte der betroffenen Patienten leide auch unter koronaren arteriellen Erkrankungen und knapp 90 Prozent der ED-Patienten zeigten Symptome einer zerebral bzw. peripher geminderten Durchblutung. Phosphodiesterase-5 (PDE5)-Hemmer seien heute der Therapiestandard bei ED. „Doch damit diese wirken können, braucht es normale Testosteronspiegel“, gab Zitzmann zu bedenken. So funktionierten PDE5-Hemmer bei Werten unter 8nmol/L kaum mehr [1]. Daher sollte bei niedrigen Testosteronspiegeln über eine Ersatztherapie nachgedacht werden. Ziel müsse es sein, ED-Patienten nicht nur im Hinblick auf die sexuelle Dysfunktion zu behandeln, sondern auch Komorbiditäten wie Hypogonadismus, Atherosklerose oder Diabetes zu erkennen.

EP – Sex mit Stoppuhr

Auch der vorzeitige Samenerguss (Ejaculatio praecox) sei ein Warnsignal. Die International Society of Sexual Medicine (ISSM) wählte eine praktischere Herangehensweise und versuchte EP über die intravaginale ejakulatorische Latenzzeit (intravaginal ejaculatory latency time; IELT) – also die Zeit zwischen Penetration und Ejakulation – zu definieren. Dazu wurden 500 gesunde Paare, die mit ihrem Sexualleben zufrieden waren, mit Stoppuhren ausgestattet, um die Dauer ihres GV zu messen [2]. Die mediane IELT lag bei dieser Untersuchung bei 5,4 Minuten. Männern mit EP hatten 90 Prozent der Ejakulationen innerhalb einer Minute, ein Großteil ejakulierte bereits nach 10-20 Sekunden. Es liege nahe, dass dies ein Problem für die Partnerschaft darstellen könne, so Zitzmann. Verantwortlich für die Steuerung der Ejakulation seien archaische Gehirnareale – Serotonin spiele dabei eine Schlüsselrolle, denn bei EP sei nicht genug Neurotransmitter im synaptischen Spalt. Zitzmann sieht hier einen Zusammenhang mit der Depression: „Niedrige Serotoninlevel sind bekannterweise assoziiert mit Depressionen“. Daher sei die Gabe von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) auch bei EP erfolgversprechend wie sich in Studien zeigte [3].

Libidoverlust: Leitsypmtom für Hypogonadismus

Die Prävalenz sexueller Symptome steige mit sinkendem Testosteronwert, so Zitzmann: Je geringer der Testosteronwert, umso höher sei die Wahrscheinlichkeit für ED, für seltenere morgendliche Erektionen oder sexuelle Gedanken. Auch Libidoverlust trete unter niedri- gen Testosteronwerten deutlich häufiger auf: Bereits unter Werten von 12 nmol/L steige die Prävalenz an – bei Werten unter 8 nmol/L litten fast 60 Prozent der untersuchten Männer darunter. Nach den aktuellen Leitlinien der European Association of Urology (EAU) 2016 ist Libidoverlust eines der Leitsymptome für Hypogonadismus und Indikation für eine Testosteron-Substitutionstherapie (falls Gesamt-Testosteron< 12,1 nmol/l). Mit Hypogonadismus seien wiederum Depression sowie kardiovaskuläre Erkrankungen und Typ 2 Diabetes vergesellschaftet, beschrieb Zitzmann die engen Verflechtungen.

Quelle: International Congress on Men´s Health (ICM) der Postgraduate International School of Men’s Health (PRISM) vom 3.-5. November 2016 in Berlin.

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