So individuell wie ein Fingerabdruck ist auch das Kolonkarzinom: Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass es sich von Patient zu Patient stark unterscheidet. „Wir wissen inzwischen, dass Darmkrebs eine sehr heterogene Erkrankung ist“. Das ist unter anderem eine Folge des individuell unterschiedlichen molekularen Aufbaus der Tumore. Diese molekularen Muster sind laut Prof. Wiedenmann wie individuelle Fingerabdrücke zu betrachten. „Sie sind wichtige prädiktive Marker, da sie großen Einfluss auf Verlauf und Prognose der Erkrankung haben“. Solche Marker eröffnen die Möglichkeit, bereits vor dem Beginn einer Therapie festlegen zu können, ob ein Medikament wirksam zum Einsatz kommen kann: „Analog zu Drohnen beim Militär, die ihre Ziele sicher zerstören sollen“.
Wie das praktisch umzusetzen ist, zeigt sich am fortgeschrittenen nicht-erblichen Darmkrebs. Hier wurden bislang zwei Antikörper angewendet, die das Tumorwachstum hemmen. Eine Mutation des Tumors führt allerdings dazu, dass die Antikörper bei einigen Patienten nicht effektiv sind. „Deshalb untersuchen wir die Tumoren jeweils zuerst auf diese Mutation hin und setzen die Mittel nur bei deren Ausschluss ein“.
Quelle: DGVS- und DGAV-Gemeinschaftskongress vom 21. bis 24.9.2016 in Hamburg