Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern erhalten immer öfter direkte orale Antikoagulanzien (DOAK). Im Vergleich zu Vitamin-K-Antagonisten gehen DOAK bei diesen Patienten jedoch mit einem höheren Risiko für Blutungen und kardiovaskuläre Komplikationen einher.
Das ergab eine Studie, für die Wissenschaftler Daten der Barmer-Krankenkasse aus den Jahren 2005 bis 2018 analysierten [1]. In ihre Auswertung schlossen sie über 44.000 Patienten ein, die mindestens 16 Jahre alt waren und einen angeborenen Herzfehler hatten.
Den Studienergebnissen zufolge stieg der Anteil der Patienten, die orale Antikoagulanzien einnahmen, zwischen 2005 und 2018 von 6,3 auf 12,4 Prozent. Der Anteil der DOAK an den verordneten Antikoagulanzien erhöhte sich kontinuierlich und betrug in 2018 45,3 Prozent.
Im Vergleich zu den Patienten, die Vitamin-K-Antagonisten einnahmen, zeigten die Patienten unter DOAK eine höhere Gesamtmortalität (Hazard Ratio (HR): 1,43) sowie ein höheres Risiko für Blutungen (HR: 1,16) und schwerwiegende unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse (HR: 1,23).
Bei Letzteren handelte es sich um einen kombinierten Endpunkt aus akutem Myokardinfakt, ischämischem Schlaganfall, Kammerflattern, Kammerflimmern, Reanimation oder Tod.
Laut korrespondierendem Autor weisen diese Ergebnisse darauf hin, dass die in zahlreichen Studien gezeigte Sicherheit der DOAK für Patienten mit erworbenen Veränderungen am Herzen so nicht auf Patienten mit angeborenen Herzfehlern übertragen werden kann.
Es seien daher prospektive Studien notwendig, um solide Empfehlungen zum Einsatz von DOAK bei Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern geben zu können, so die Autoren. Sie fordern, Patienten mit angeborenen Herzfehlern in der Zwischenzeit an dafür besonders spezialisierte Kardiologen zu überweisen.
Quellen: 1. DOI: 10.1093/eurheartj/ehaa844; 2. Zu unrecht immer öfter verordnet: Vorteile der DOAK sind nicht 1:1 auf Menschen mit angeborenen Herzfehlern übertragbar, Medscape, 28.1.21