Die erste Version der neuen Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) Hypertonie ist veröffentlicht worden. Als idealen Blutdruck-Zielwert empfiehlt die NVL bei Menschen mit Hypertonie <140/90 mmHg – es gibt aber auch Spielraum für individuellere Therapieziele.
Nach drei Jahren Bearbeitungszeit ist sie da: Die erste Version der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) Hypertonie, die Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie von Menschen mit arterieller Hypertonie oder mit Verdacht darauf zusammenfasst. Sechs Kernaussagen sind dabei besonders wichtig:
1. Diagnostik absichern
Ein auffälliger Blutdruckwert (≥140/90 mmHg) in der Praxis soll durch wiederholte Messung abgesichert werden. Zur Bestätigung der Diagnose wird bevorzugt die 24h-Langzeitblutdruckmessung empfohlen. Hier gelten folgende Cut-off-Werte:
Cut-off-Wert des Tagesmittelwerts: ≥ 135/85 mmHg,
Cut-off-Wert des 24h-Werts: ≥ 130/80 mmHg,
Cut-off-Wert des nächtlichen Mittelwerts: ≥ 120/70 mmHg.
Bestätigt sich die arterielle Hypertonie, empfiehlt die Leitliniengruppe eine hypertoniespezifische Anamnese, eine körperliche Untersuchung und Labordiagnostik (Natrium, Kalium, eGFR, Lipidstatus, Nüchternplasmaglukose plus gegebenenfalls HbA1c sowie Urinstatus mittels Urinstreifentest), um die Therapie angemessen planen zu können.
Zum Ausschluss bzw. zum Erkennen von (kardiovaskulären) Folgeerkrankungen rät die Leitliniengruppe zudem zu einer Basisdiagnostik von Endorganschäden (u.a. ein Ruhe-EKG mit zwölf Ableitungen) sowie bei fortbestehendem Verdacht zu einer erweiterten Diagnostik.
2. Individuelle Blutdruckziele vereinbaren
Bei Menschen mit Hypertonie können individuelle Therapieziele für den Blutdruck vereinbart werden. Als ideal empfiehlt die Leitliniengruppe einen Blutdruck-Zielwert von < 140/90 mmHg.
Abhängig vom körperlichen Zustand, Begleiterkrankungen, kardiovaskulären Risikofaktoren, Belastungen durch die Therapie oder Polypharmazie können allerdings auch etwas höhere oder niedrigere Werte angemessen sein (siehe Abbildung unten).