Mit der Migration kommen auch wieder Infektionserreger nach Deutschland, die bisher differentialdiagnostisch kaum berücksichtigt wurden. Dazu gehört in erster Linie die Tuberkulose, da die Tuberkuloseprävalenz in den Ländern, aus denen die Menschen fl iehen, wesentlich höher ist als bei uns. Dies gilt insbesondere für Flüchtlinge aus Osteuropa, den Balkanstaaten, Afghanistan, Pakistan und dem westlichen Afrika, weniger für die Migranten aus Syrien und dem Irak. Anders als in Deutschland sind bei Migranten extrapulmonale Manifestationen (Lymphknoten, ZNS, Gastrointestinaltrakt, Urogenitaltrakt, septische Verläufe) der Tuberkulose relativ häufi g. Die klassischen klinischen Zeichen, die an eine Tuberkulose denken lassen sollten, sind Nachtschweiß, Hämoptysen, Gewichtsverlust, Kontakt zu einer an Tuberkulose erkrankten Person und ein Oberlappeninfi ltrat im Röntgenthorax. Aber auch an Malaria und HIV-assoziierte Erkrankungen muss man bei Migranten denken. Da Flüchtlinge meist durch die lange Flucht geschwächt und immuninkompetent sind, können auch ansonsten gut beherrschbare Erkrankungen wie eine Infl uenza schwer verlaufen. Dies gilt auch für Haut- und Weichteilinfektionen, die von Verwundungen ausgehen. Diese sind auch häufi g mit MRSA besiedelt.
Quelle: Pneumologie Update 2017 in Wiesbaden