Berlin. Ein Beschlussentwurf der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur Impfung gegen Affenpocken mit der Vakzine Imvanex ist heute in das Stellungnahmeverfahren gegangen. Die STIKO gibt darin vorläufige Empfehlungen für Personen ab 18 Jahren. Demnach kann die Impfung eingesetzt werden
- als Postexpositionsprophylaxe nach Affenpocken-Exposition (so früh wie möglich und bis zu 14 Tage nach Kontakt). Das gilt:1. nach engem körperlichem Kontakt über nicht-intakte Haut oder über Schleimhäute mit einer an Affenpocken erkrankten Person (beispielsweise sexuelle Kontakte, Haushaltskontakte) oder bei längerem ungeschützten Face-to-Face-Kontakt im Abstand von weniger als einem Meter.2. in der medizinischen Versorgung nach Kontakt ohne ausreichende persönliche Schutzausrüstung (FFP2-Maske/medizinischer Mund-Nasenschutz, Handschuhe, Schutzkittel) zu einer Person mit einer bestätigten Affenpockenerkrankung, ihren Körperflüssigkeiten oder zu kontaminiertem potenziell infektiösen Material.
3. bei Personal in Laboratorien mit akzidentell ungeschütztem Kontakt zu Laborproben, die nicht-inaktiviertes Affenpockenmaterial enthalten.
- als Indikationsimpfung bei erhöhtem Expositions- und/oder Infektionsrisiko. Dazu zählen zwei Personengruppen:1. Männer, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben. “Grund ist, dass Fälle in Deutschland bisher ausschließlich bei Männern der MSM-Community aufgetreten sind und diese Gruppe deshalb besonders geschützt werden soll”, heißt es in einer Mitteilung des Robert Koch-Instituts dazu. Das Virus kann aber grundsätzlich natürlich sämtliche Bevölkerungsgruppen infizieren.2. Personal in Speziallaboratorien mit gezielten Tätigkeiten mit infektiösen Laborproben, die Orthopockenmaterial enthalten, nach individueller Risikobewertung durch Sicherheitsbeauftragte.
Der Pocken-Impfstoff Imvanex enthält eine lebende modifizierte Form des Vacciniavirus, das mit dem Pockenvirus verwandt ist. Er bietet auch Schutz vor dem Affenpocken-Virus, ist derzeit aber nur eingeschränkt verfügbar. Die STIKO empfiehlt daher, die Vakzine bevorzugt nur exponierten Personen als Postexpositionsprophylaxe anzubieten.
Die Immunisierung sollte dann mit zwei Impfstoffdosen (0,5 ml) in einem Abstand von frühestens 28 Tagen erfolgen (subkutane Applikation). Bei Personen, die in der Vergangenheit bereits gegen Pocken geimpft wurden, reicht eine einmalige Impfstoffgabe aus.
In Deutschland wurden bislang mehr als 130 Fälle von Affenpocken aus zehn Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein) gemeldet. Soweit bekannt, erkranken die meisten Betroffenen nicht schwer.
red
Quelle: Mitteilung des Robert Koch-Instituts