Berlin. Die STIKO empfiehlt seit Juni die Impfung gegen Pocken/Affenpocken als Indikationsimpfung sowie zur postexpositionellen Prophylaxe für über 18-Jährige (wir berichteten). Indiziert ist die Impfung demnach bei zwei Personengruppen:
- Besonders empfohlen wird die Impfung für Männer, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben. Außerdem für
- Personal in Speziallaboratorien mit gezielten Tätigkeiten mit infektiösen Laborproben, die Orthopockenmaterial enthalten, nach individueller Risikobewertung durch Sicherheitsbeauftragte.
Bei rund 130.000 Menschen besteht in Deutschland demnach die Indikation zur Impfung, wie das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt. Aber: Aktuell stehen nur rund 40.000 Impfdosen zur Verfügung, für das dritte Quartal sind weitere 200.000 Dosen angekündigt. Es besteht also ein deutlicher Impfstoffmangel.
Das RKI empfiehlt daher, bei bestehender Indikation zunächst nur eine Impfstoffdosis zu verabreichen, auch wenn für die Grundimmunisierung die Vakzine zulassungskonform zweimalig im Abstand von mindestens 28 Tagen verabreicht werden soll.
“Ergebnisse aus tierexperimentellen Studien sowie aus Studien am Menschen zeigen, dass bereits die erste Impfstoffdosis einen Basisschutz gegenüber Affenpocken vermittelt und die zweite Impfstoffdosis hauptsächlich dazu dient, die Dauer des Impfschutzes zu verlängern”, begründet das RKI die Empfehlung. Dies gelte sowohl für die postexpositionelle Impfung und die Indikationsimpfung.
Immunologische Studien hätten gezeigt, dass der durch eine erste Imvanex-Impfung (beziehungsweise Jynneos) vermittelte Immunschutz ab zwei Jahren nach Impfung nachlässt und dann eine zweite Impfstoffdosis für einen dauerhaften Impfschutz erforderlich ist. Wenn die Verabreichung der zweiten Impfstoffdosis auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird, muss die Impfserie nicht neu begonnen werden.
Mit Stand 22. Juli gab das RKI 2268 Infektionen mit dem Affenpocken-Virus für Deutschland an, weltweit seien es über 6000 Fälle. In Deutschland sind fast ausschließlich Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben, betroffen. Bislang sind nur fünf Fälle bei Frauen übermittelt worden, bei Kindern sind bislang keine Fälle bekannt.