Amsterdam. Nachdem die europäische Arzneimittelbehörde EMA am Donnerstag (23.6.) grünes Licht für die Zulassung des Corona-Impfstoffs des französischen Pharmakonzerns Valneva gegeben hatte, ist die EU-Kommission erwartungsgemäß gefolgt. Doch ob der klassische Totimpfstoff auch tatsächlich in den Praxen ankommen wird, ist fraglich.
Denn: Auf Valneva, dem insgesamt sechsten zugelassenen Impfstoff, lagen zwar große Hoffnungen: Es ist der einzige inaktivierte Covid-19-Ganzvirusimpfstoff. Unternehmensangaben zufolge könnte der klassische Totimpfstoff das Potenzial haben, die noch bestehende Impflücke von 15 Prozent ungeimpften Europäern über 18 Jahren zu schließen.
Wohl auch basierend auf dieser Hoffnung orderten die EU-Staaten per Vorvertrag im November 2021 insgesamt 60 Millionen Dosen für 2022 und 2023.
EU-Kommission will Vorvertrag kündigen
Stand heute ist aber unklar, ob der Impfstoff hierzulande überhaupt auf den Markt kommt. Denn nachdem die Zulassung ein halbes Jahr auf sich warten ließ, hat die EU-Kommission nun angekündigt, den Vorvertrag zu kündigen. Begründet könnte dies in den ausreichend in den Lagern vorhandenen Impfstoffen der anderen Hersteller ebenso wie in den – aktuell – vergleichsweise milden Verläufen sein.
Die EMA-Experten hatten bereits seit Dezember alle Daten aus Studien und Versuchen zu dem Impfstoff mit dem offiziellen Namen VLA2001 geprüft. Im April war er in Großbritannien zugelassen worden.
In Verhandlungen um eine Anpassung des Vorvertrags habe Brüssel Valneva letztlich nur so geringe Abnahmemengen angeboten, dass sich das Projekt für das Unternehmen wirtschaftlich nicht lohnen würde, heißt es. Ob sich das mit der nun erfolgten Zulassung ändert, ist fraglich. In deutschen Hausarztpraxen zumindest ist die Vakzine damit in naher Zukunft nicht zu erwarten.
Zulassung für 18- bis 50-Jährige
VLA2001 wird in zwei Dosen verabreicht. Die EU-Zulassung gilt für Menschen von 18 bis 50 Jahre. Zur Wirkung bei Menschen über 50 liegen laut EMA nicht ausreichend Daten vor. Wie wirksam der Impfstoff gegen die Omikron-Variante des Virus ist, konnten die Experten der EMA zufolge noch nicht feststellen.
In der Zulassungsstudie sind Valneva zufolge 40 Prozent mehr Antikörper erzeugt worden als beim Vergleichsimpfstoff von Astrazeneca. Mindestens gegen zwei weitere stabile Oberflächenproteine würden zudem Antikörper gebildet, was auch bei neuen Varianten nützlich sein könnte. Und schließlich werde durch das zugesetzte Adjuvans eine breite T-Zell-Antwort generiert. In Kombination mit mRNA- oder Vektorimpfstoffen könne wohl dieselbe Hybrid-Immunität erzeugt werden wie in der Konstellation Infektion plus Impfung.
Mögliche Nebenwirkungen wurden von der EMA als vorwiegend mild und kurzfristig beschrieben. Dazu gehörten Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen und Übelkeit.