Während der Corona-Pandemie sind die übermittelten Fälle der meisten meldepflichtigen Infektionskrankheiten in Deutschland drastisch zurückgegangen. Das ergab eine Analyse des Robert Koch-Instituts (RKI). Dabei wertete das RKI die zwischen Januar 2016 und August 2020 übermittelten Fälle meldepflichtiger Infektionskrankheiten aus; eingeschlossen wurden insgesamt 32 Krankheiten.
Demnach zeigte sich bei der Zahl der übermittelten Fälle zwischen der 10. und 32. Meldewoche 2020 ein Rückgang von 35 Prozent im Vergleich zu den modellbasierten erwarteten Zahlen im selben Zeitraum der Vorjahre. Der Rückgang betraf alle Altersgruppen, vor allem die unter 14- und über 80-Jährigen (s. Grafik).
Am stärksten gingen respiratorisch übertragbare Erkrankungen zurück, besonders Masern (-85,5 Prozent), Keuchhusten (-63,7 Prozent) und invasive Haemophilus-influenzae-Infektionen (-61,3 Prozent). Einzig für FSME beobachtete das RKI eine starke Zunahme der Fälle (+57,7 Prozent).
Die Gründe sind laut RKI vielschichtig, erregerspezifisch und durch die Meldedaten-Analyse nicht kausal zu klären. Dennoch könne davon ausgegangen werden, dass die wegen der Pandemie eingeführten Maßnahmen das Auftreten, die Übertragung und die Erfassung von Infektionskrankheiten beeinflusst haben.
Neben einem tatsächlichen Rückgang der Krankheiten könnten demnach auch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben, etwa das veränderte Verhalten der Bevölkerung in Bezug auf die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen sowie die Häufigkeit von Tests.
Medienberichten zufolge haben in den ersten drei Quartalen 2020 auch die Apotheken in Deutschland deutlich weniger rezeptfreie Erkältungs-, Durchfall- und Läusemittel verkauft.