Handekzeme sind nicht infektiös und durch eine Entzündungsreaktion der Epidermis und der oberen Dermis gekennzeichnet. Das klini sche Bild reicht von Rötung, Knötchen, Bläs chen, Nässen bei akuten Ekzemen bis Hyper keratosen, Schuppung und auch Rhagaden bei chronischen Ekzemen. Man unterscheidet Ekzeme exogener Genese wie das irritative und allergische Kontaktekzem von Ekzemen endogener Genese wie das atopische Ekzem. Oft liegt eine multifaktorielle Verursachung vor. Eine konsequente Basistherapie ist eine unabdingbare Voraussetzung für das erfolgreiche Management eines Handekzems. Hier zu gehören die Elimination oder Reduktion von Triggerfaktoren, eine hautschonende Arbeitsweise in Beruf und Freizeit, die richtige Anwendung von Hautschutzmitteln und Schutzhandschuhen, eine hautschonende Händereinigung und eine regelmäßige Hydration und Rückfettung der Haut mit Pflegecremes, die optimaler Weise duft- und konservierungsstofffrei sind.
Irritatives Kontaktekzem
Irritative Kontaktekzeme (Abb. 1) treten meist als Folge des ungeschützten kontinuierlichen Hautkontakts mit nicht toxischen Konzentrationen verschiedenster Irritanzien wie Wasser, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, Kühlschmiermitteln, Nahrungsmittelbestandteilen etc. auf. Sie entstehen häufig in Feuchtberufen.
Initiale Veränderungen beginnen typischerweise in den Fingerzwischenräumen und an der Knöchelregion der Handrücken. In mittelschweren Fällen sind zusätzlich die Handrücken und die Fingerrücken betroffen. In schweren Fällen sind die gesamten Hände involviert.
Die Prävention von irritativen Kontakt ekzemen ist wichtig, um konsekutive Kontaktallergien zu vermeiden. Das irritative Kontaktekzem wird durch eine sorgfältige Expositionsanamnese, das klinische Bild und den Ausschluss von Kontaktallergien diagnostiziert.
Allergisches Kontaktekzem
Allergische Kontaktekzeme (Abb. 2) treten seltener auf als irritative Kontaktekzeme. Sie beruhen auf einer Typ-IV-Sensibilisierung gegen Kontaktallergene wie z. B. Metalle, Duftstoffe, Gummiinhaltsstoffe, Konservierungsmittel etc. Sie manifestieren sich meist 24 bis 48 Stunden nach direktem Kontakt mit den auslösenden Stoffen an der Expositionsstelle und setzen eine vorangegangene Sensibilisierungsphase voraus. Lokale und seltener auch systemische Streureaktionen sind möglich. Es gibt bisher keine Möglichkeit, die individuelle Empfindlichkeit gegenüber Kontaktallergenen sicher vorherzusagen.
Mögliche Ursachen der unterschiedlichen Suszeptibilität gegenüber Kontaktallergenen könnten durch Polymorphismen verschiedener Enzyme begründet sein. Die Entwicklung einer Sensibilisierung hängt von der Konzentration und der Allergenität des Kontaktallergens ab. Weiterhin spielen Ausmaß und Dauer der Exposition sowie die Lokalisation und der Hautzustand an der Expositionsstelle eine Rolle. Barriereschäden und Hautirritationen im Expositionsareal erleichtern die Entstehung von Sensibilisierungen. Das allergische Kontaktekzem wird durch eine ausführliche Anamnese sowie durch Haut- und Provokationstests (Repetitiver offener Anwendungstest) diagnostiziert.
Atopisches Handekzem
Das atopische Handekzem (Abb. 3) ist eine der häufigsten Manifestationsformen des atopischen Ekzems im Erwachsenenalter. Veränderungen in der epidermalen Barriere sowie immunologische und biochemische Abweichungen führen zu einer erhöhten Irritabilität und Anfälligkeit der Haut von Patienten mit atopischem Ekzem gegenüber mechanischen, chemischen und biologischen Einflüssen. An den Händen ist die Beteiligung der Handgelenke typisch. An den Handrücken finden sich oft nummuläre Ekzemherde, auch Bläschenekzeme an den Fingerseitenflächen und Handflächen sind häufig. Oftmals treten auch Fingerkuppenekzeme auf.
Richtungsweisend für die Diagnose sind neben den oft ebenfalls betroffenen großen Beugen (Ellenbeugen, Kniekehlen), der chronisch rezidivierende Verlauf und die positive Familienanamnese (Rhinitis allergica, Asthma bronchiale, Atopische Ekzem).
Prävention
Präventionsmaßnahmen sind elementar in der Behandlung von Handekzemen. Zunächst müssen alle technisch-organisatorischen Präventionsmaßnahmen wie Automatisierung von Arbeitsprozessen, Änderung der Arbeitsorganisation, Ersetzen gefährlicher Substanzen durch weniger toxische, weniger irritative und weniger allergische Stoffe zur Anwendung kommen. Dies ist nicht immer möglich; deshalb spielt in vielen Berufen die adäquate Anwendung der persönlichen Schutzausrüstung, d. h. von Hautschutzpräparaten und Schutzhandschuhen eine wesentliche Rolle, um im Arbeitsablauf den Kontakt mit Noxen zu vermeiden.
Darüber hinaus wird Hautpflege zur Unterstützung der Hautregenera tion empfohlen. Die im beruflichen Zusammenhang verwendeten Hautmittel müssen mindestens der EG-Kosmetik-Richtlinie (76/768/EWG) entsprechen.
Hautschutzmittel
Hautschutzmittel (Gel, Creme, Salbe, Schaum, Lotion) werden zur Vermeidung der primären Entstehung von Handekzemen oder erneuter Handekzemschübe eingesetzt. Die Anwendung erfolgt vor der Arbeit und regelmäßig vor jeder hautbelastenden Tätigkeit (z. B. vor Feuchtarbeit und längerem Handschuhtragen), nach Pausen und nach der Händereinigung während der Arbeit.
Das Hautschutzmittel wird auf den Handrücken aufgetragen und sorgfältig in die Fingerzwischenräume, Fingerseitenkanten, Nagelfalze, Fingerkuppen, Daumen, Handflächen und Handgelenke einmassiert.
Hautschutzmittel alleine führen nicht zur Heilung irritativer oder allergischer Kontaktekzeme. Sie können auch keine neuen Schübe eines allergischen Kontaktekzems bei bestehender Allergie unterdrücken. Idealerweise sollten sie speziell für das Anforderungsprofil des jeweiligen Berufsbilds entwickelt werden. Hautschutzmittel werden unter besonderen Gesichtspunkten ausgesucht, z. B. zur Reduktion der Schwitzneigung oder zur Hautbarrierestabilisierung. Es gibt kein Hautschutzmittel, das gegen alle exogenen Noxen schützt. Die Produkte müssen hinsichtlich der spezifischen Gefährdung ausgewählt werden.
Die Inhaltsstoffe der Hautschutzmittel sollten eine geringe Sensibilisierungspotenz aufweisen und optimalerweise duft- und konservierungsstofffrei sein. Ein hoher Fettgehalt ist wegen der möglichen Okklusionsverstärkung ungünstig. Eine Penetrationsverstärkung für Schadstoffe und eine Wechselwirkung mit Schutzhandschuhmaterialien sollte im Vorfeld ausgeschlossen sein.
Schutzhandschuhe
Schutzhandschuhe schützen nachgewiesenermaßen vor Verschmutzung, verschiedensten Irritanzien, Allergenen, chemischen und physikalischen Einflüssen sowie vor Krankheitserregern und sind deshalb wichtiger Bestandteil der persönlichen Schutzausrüstung für Arbeitnehmer in Hautrisikoberufen, wenn technisch organisatorische Maßnahmen und Hautschutzmittel allein unzureichend schützen. In Analogie ist die Anwendung in der Freizeit bei Feuchtarbeiten, Putz- und Spültätigkeiten, bei Chemikalienkontakt und verschmutzenden Tätigkeiten zu empfehlen.
Die Auswahl der Handschuhe richtet sich nach der Art der Arbeit bzw. der Gefährdung und den individuellen Bedürfnissen des Anwenders. Bei den okklusiven Schutzhandschuhen stehen Ein- und Mehrweghandschuhe aus natürlichen und synthetischen Kautschukprodukten und Kunststoff zur Verfügung. Bei Arbeitshandschuhen finden sich zusätzlich verschiedene sonstige Materialien und Materialmixe (Textil, Kevlar, Lycra, Leder, Teil- oder Vollbeschichtungen auf Trägermaterial). Spezielle Piktogramme auf den Verpackungen und den Handschuhen geben Hinweise zur Schutzwirkung.
Medizinische Untersuchungshandschuhe werden keiner Prüfung auf die chemische Beständigkeit der Handschuhe unterzogen und sind in der Regel nicht für den Umgang mit Chemikalien (z. B. in Flächen- oder Instrumentendesinfektionsmitteln, Sanitärreiniger etc.) geeignet.
Okklusive Handschuhe sollten nicht länger als erforderlich getragen werden. Es wird ein mindestens stündlicher Wechsel oder das Tragen von Baumwollunterziehhandschuhen unter den okklusiven Schutzhandschuhen empfohlen. Patienten mit erhöhter Schwitzneigung sollten die Handschuhe bereits nach maximal 30 Minuten wechseln und regelmäßig auch bei kürzeren Tragezeiten Baumwollunterziehhandschuhe tragen.
Handschuhe sollten nur auf sauberen trockenen Händen getragen werden. Einmalhandschuhe dürfen nur 1 × verwendet werden. Defekte Mehrweghandschuhe müssen sofort ausgetauscht werden. Darüber hinaus müssen alle Handschuhe an einem sauberen, trockenen Ort gelagert werden (Pflege- und Lagerungshinweise beachten).
Wichtig zu wissen ist, dass Handschuhe zusätzliche Maßnahmen wie die regelmäßige Anwendung von Hautschutzmitteln in der Arbeit und Pflegecremes nach der Arbeit nicht ersetzen. Bei Patienten mit Typ-I-Sensibilisierungen gegen Latexproteine muss auf latexfreie Synthesekautschukprodukte (z. B. Nitril) oder Schutzhandschuhe aus Kunststoff (z. B. Vinyl) gewechselt werden. Bei Patienten mit Typ-IV-Sensibilisierungen gegen Gummichemikalien in Latex, Nitril, Neopren oder anderen Synthe se Kautschuk Handschuhen können als Alternativen ebenfalls Vinylhandschuhe ver wendet werden. In seltenen Fällen können auch Sensibilisierungen gegen Vinylhand schuhe vorliegen.
Regenerierende Hautpflege
Hautpflegeprodukte werden in der Freizeit nach der Arbeit eingesetzt, um die Regeneration der Haut zu unterstützen. Sie versorgen die Haut mit Feuchtigkeit und Lipiden und verhindern dadurch die Austrocknung und die Entstehung von Barrierestörungen. Verschiedene Studien haben darüber hinaus gezeigt, dass Hautpflegeprodukte detergen zieninduzierte Hautschäden verhindern können, zu einer schnelleren Regeneration von Barrierestörungen und zu einer schnelleren Abheilung von irritativen Hautschäden beitragen können. Daher ist es wichtig, regelmäßig therapiebegleitende Hautpflege zu betreiben und diese auch zur Stabilisierung des gesunden Hautzustands im Anschluss an die Therapie fortzuführen. Hautpflege sollte außerdem nach jedem Händewaschen erfolgen.
Die Produkte werden analog der bei den Hautschutzmitteln beschriebenen Vorgehensweise auf die Hände aufgetragen und einmassiert. Inhaltsstoffe in Hautpflegeprodukten, z. B. Harnstoff, können die Penetration von Schadstoffen durch die Haut erleichtern und sollten daher während der Arbeit nicht ein gesetzt werden.
Auch bei der Auswahl von Hautpflegeprodukten sollte auf das Sensibilisierungspotenzial der Inhaltsstoffe geachtet werden. Regelmäßig angewendete Produkte sollten frei von Duft und Konservierungsstoffen sein oder nur bekannte, selten sensibilisierende Duft oder Konservierungsstoffe enthalten.
Bei Vorliegen von manifesten Ekzemen und/oder einer starken Hautbarriereschädigung sind zusätzlich antientzündliche dermatologische Therapiemaßnahmen notwendig.
Hautreinigung
Zu einem optimalen Hautschutz gehört die richtige Hautreinigung. Die Händereinigung wird bei Arbeitsbeginn, bei sichtbarer Verschmutzung, nach dem Toilettengang und im Gesundheitswesen nach Kontamination mit bakteriellen Sporenbildnern empfohlen. Sie sollte mit lauwarmem Wasser, angepasst an den Grad der Verschmutzung unter sparsamer Verwendung von Syndets erfol gen. Entfettende Seifen und vor allem Waschpasten sollten vermieden werden, da sie die Hautbarriere angreifen bzw. zerstören. Auf mechanische Reinigungsprozeduren mit Bürsten und Bimssteinen sollte ebenso verzichtet werden. Die Wirksamkeit antimikrobieller Seifen ist, bei der oft kurzen Waschdauer, kaum besser als die der einfachen Syndets und kann im Alltag nicht empfohlen werden.
Schulungen
Maßgeschneiderte ambulante Hautschutzseminare der Berufsgenossenschaften gibt es für Friseure, Gesundheitsberufe (Kranken /Altenpflege, Physiotherapie), nahrungsmittelverarbeitende Berufe, Hauswirtschaft, Reinigungsberufe und Metallberufe. In Hautschutzsemi naren werden theoretische Inhalte vermittelt sowie Hautschutzmaßnahmen und eine hautschonende Arbeitsweise praktisch geübt und oftmals auch die notwendigen Pro dukte kostenfrei für eine Übergangszeit zur Verfügung gestellt. Bei der überwiegenden Mehrzahl der geschulten Arbeitnehmer bessert sich der Befund deutlich oder heilt unter dermatologischer Therapie und den intensivierten Schutz und Pflegemaßnahmen ab. Ein Verbleib im Beruf ist in den meisten Fällen möglich.
Fazit
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Die ursächlichen Faktoren für das Hand ekzem (Irritanzien, Allergene) müssen identifiziert und gemieden werden.
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Eine regelmäßige Basistherapie mit rückfettenden und hydratisierenden Cremes muss konsequent durchgeführt werden.
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Beim Handekzem haben Schulungen einen hohen Stellenwert. Beim berufs bedingten Handekzem werden diese als Sekundärpräventionsseminare durch die Berufsgenossenschaften angeboten.
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Durch Vermeidung der Auslöser, haut schonende Arbeitsweise in Beruf und Freizeit sowie optimierte Hautschutz und Hautpflegemaßnahmen kann das Auftreten von Handekzemen verhindert werden.
Literatur bei der Verfasserin
Interessenkonflikte: keine