Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) hat Ende September das Update ihrer S2e-Leitlinie zu Harninkontinenz veröffentlicht. Neu ist ein Kapitel zur Harnblasen-Langzeitdrainage, die restlichen wurden überarbeitet. Keine Aktualisierung hätten sich bei der operativen Therapie, Duloxetin und Parasympathomimetika ergeben. Da Patienten Harninkontinenz nur ungern ansprechen, sollen Ärzte gezielt nach Beschwerden im unteren Harntrakt fragen, so die DGG. Ergänzend seien Assessmentinstrumente bei geriatrischen wichtiger als bei anderen Patienten, weil eine weitere Diagnostik oft nicht sinnvoll sei.
Untersucht hat die DGG auch die Nebenwirkungen häufiger Medikamente aus dem hausärztlichen Bereich. So könnten einige Antidepressiva die Blase blockieren und sollten sorgfältig erwogen werden. Ein weiteres Beispiel: Manche Anticholinergika veränderten die Kognition und erhöhten das Sturzrisiko.
Die Autoren haben die Studien gezielt daraufhin bewertet, ob sie für geriatrische Patienten relevant sind. Denn viele Studien bezögen nur das Alter, nicht aber Vulnerabilität, Multimorbidität und -medikation ein. Zum Beispiel seien operative High-End-Methoden wie “Blasen-Schrittmacher” für geriatrische Patienten nicht geeignet, erklärt Leitlinienautor Prof. Andreas Wiedemann. Auch würden Blasenkatheter viel zu schnell gelegt. Dieser ist “erst erlaubt, wenn alle anderen Therapien nicht anwendbar oder gewünscht sind”.
Besonders wichtig sei Toilettentraining: Selbst gebrechliche ältere Menschen mit kognitiven oder körperlichen Einschränkungen sprechen darauf gut an – und es ist frei von Nebenwirkungen, so die DGG. Allerdings erfordere dies die kontinuierliche Unterstützung der Pflegenden.