Berlin. Menschen, die Angehörige zu Hause pflegen, sind häufig stark belastet – viele zögern laut einer Auswertung aber bei möglichen Entlastungsangeboten. So nutzen 62 Prozent der Befragten keinen Pflegedienst, wie der Sozialverband VdK als Auftraggeber der Analyse am Montag (9. Mai) mitteilte.
80 Prozent rufen den Pflegebedürftigen zustehenden “Entlastungsbetrag” von monatlich 125 Euro nicht ab.
VdK-Präsidentin Verena Bentele sagte: “Die häusliche Pflege ist am Limit.” Es räche sich, dass sie jahrelang ein Stiefkind der Politik gewesen und sträflich missachtet worden sei. Der Verband forderte eine Reform der Unterstützungsleistungen. Ein einheitliches Budget, in das alle Ansprüche einfließen, würde deutlich besser helfen. “Dann würden nicht genutzte Leistungen auch nicht mehr verfallen. Man nutzt das Geld für die Leistung, die einem was bringt”, sagte Bentele.
Pflegende sind selbst schon im Rentenalter
Mehr als 80 Prozent der 4,1 Millionen Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt, wie der VdK erläuterte – von nahe stehenden Menschen, teils mit Hilfe ambulanter Pflegedienste. Laut der Auswertung sind viele pflegende Angehörige selbst schon älter. Fast die Hälfte der Befragten war im Rentenalter. Rund ein Drittel der Befragten (34,5 Prozent) gab demnach an, dass die Pflege nur unter Schwierigkeiten oder eigentlich nicht mehr zu bewältigen sei.
Grundlage ist den Angaben zufolge eine Online-Befragung unter Mitgliedern des VdK zwischen dem 29. März und dem 9. Mai 2021. Daran beteiligten sich unter anderem 27.000 pflegende Angehörige und 6500 Pflegebedürftige.
“Nächstenpflege” als passender Begriff
Bentele sagte, der Begriff “häusliche Pflege” stehe nur für den Ort, wo gepflegt werde. Es gehe aber um viel mehr, und die Beziehung zwischen Pflegebedürftigen und Pflegenden sei sehr emotional und von Liebe geprägt. “Deshalb sprechen wir nicht mehr von häuslicher Pflege, sondern von Nächstenpflege.”
Quelle: dpa