Die Teilnahmequoten am Darmkrebs-Screening in Deutschland sind dürftig. Ein staatlich organisiertes Einladungsprogramm soll das jetzt ändern. Welchen Nutzen hat das Darmkrebs-Screening für den Patienten, und wie riskant ist eine Vorsorge-Koloskopie?
Seit Juli 2019 ist das Darmkrebs-Screening ein Programm mit Einladung aller Männer und Frauen über 50 Jahre. Das vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beschlossene Vorgehen umfasst regelmäßige Einladungen mit 50, 55, 60 und 65 Jahren, verbunden mit begleitenden Informationen über Nutzen, Risiken und Durchführung der Untersuchung in Form einer nach Geschlecht getrennten jeweils 24-seitigen Informationsbroschüre. Zum Darmkrebs-Screening selbst gehören neben dem einmaligen Beratungsgespräch ein immunologischer Test auf nicht sichtbares Blut im Stuhl (iFOBT) und die Vorsorge-Darmspiegelung zweimal im Mindestabstand von 10 Jahren für Männer ab 50 und für Frauen ab 55 Jahren.
Zweithäufigste tumorbedingte Todesursache
Darmkrebs ist die zweithäufigste tumorbedingte Todesursache in Deutschland. Die Häufigkeit ist altersassoziiert und bei Männern höher als bei Frauen. Eltern oder Geschwister mit Darmkrebs, insbesondere im jüngeren Alter, erhöhen die Wahrscheinlichkeit, selbst an Darmkrebs zu erkranken. Auch chronische Darmentzündungen können das Risiko erhöhen. Lebensstilfaktoren wie Übergewicht, Ernährung, Rauchen, Alkohol und Bewegungsmangel werden als Risikofaktoren diskutiert.
Der neue iFOBT
Der quantitative immunologische Test auf okkultes Blut (iFOBT) hat im Rahmen des novellierten Darmkrebs-Screenings auch in Deutschland den veralteten Guajak-basierten Test auf Blut im Stuhl (gFOBT) abgelöst. Letzterer war bekannt für seine niedrige Sensitivität und seine Fehleranfälligkeit gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln und Medikamenten.
Die meisten positiven iFOBT-Ergebnisse gehen auf Mikroblutungen von Darmpolypen zurück. Aufgrund der bekannten Adenom-Karzinom-Sequenz besteht Konsens dahingehend, dass ein Patient mit positivem iFOBT baldmöglichst zur Darmspiegelung überwiesen werden muss.
Zum iFOBT-Screening liegen derzeit kaum valide Daten vor; die Daten zum Nutzen des Stuhltests beruhen daher noch auf den alten Hochrechnungen zum gFOBT (Tab. 1).
Nutzen der Koloskopie
Die Koloskopie gilt derzeit als Goldstandard in der Diagnostik des kolorektalen Karzinoms. Insbesondere die frühzeitige Entfernung der meist langsam wachsenden adenomatösen Kolonpolypen kann Darmkrebs verhindern. Allerdings gibt es immer noch einen Mangel an Studien mit hoher Ergebnissicherheit zur Vorsorge-Koloskopie.