Wie hat sich der hausärztliche Alltag durch Corona in Slowenien verändert?
Dr. Erika Zelko: Aktuell habe ich mehr Zeit, mich auf den Unterricht mit den Studierenden vorzubereiten. Wir haben uns in Slowe-nien als Hausärzte schnell organisiert. Eines der zehn hausärztlichen Gesundheitszentren in Ljubljana wurde als Covid-Ambulanz umgewidmet und reihum von einem Hausarzt und zwei Krankenschwestern besetzt. Erkrankte Patienten mit Covid-Verdacht, die ärztlich untersucht werden mussten, melden Hausärzte dort telefonisch an und bekommen am gleichen Tag einen Termin. Patienten ohne Symptome melde ich telefonisch in einer Abstrichstelle an, die am Anfang der Pandemie von Hausärzten, später von Diplomkrankenschwestern besetzt wurden. Anfangs waren die Abstrichstellen in Containern, jetzt sind sie bei wärmerem Wetter als Drive-in organisiert.
Wie funktioniert die Akutversorgung?
Überwiegend läuft sie über Telefon und Videosprechstunde. Eine Praxis im Public Health Centrum ist immer geöffnet für Patienten, die auch persönlich gesehen werden müssen, da wechseln sich die Hausärzte ab. Einen Mangel an Schutzkleidung hatten wir – wahrscheinlich auch durch diese Organisation – bisher nicht. Demnächst soll der Praxisalltag wieder anlaufen, aber wir werden nur angemeldete Patienten mit 15 Minuten Terminen sehen, um den Schutz zu gewährleisten.
Ich habe nebenher in einem palliativmedizinischen Telefonservice mitgearbeitet, dort können Ärzte und Pflegeheime rund um die Uhr anrufen und sich beraten lassen.
In den Pflegeheimen gab es teils Fragen zur Vorausplanung, sonst war – zum Glück – bis jetzt eher wenig los. Auch Psychologen, Psychiater und andere Hilfsorganisationen waren schnell gut über Telefon und Video zu erreichen. Frauenhäuser haben mehr Frauen und Kinder als normalerweise aufgenommen – aber hier gibt es möglicherweise noch eine Dunkelziffer von Betroffenen, die sich nicht melden.
Wie stark ist Slowenien betroffen?
Wir haben bis jetzt 1.461 Fälle und 102 Todesfälle, fünf Pflegeheime waren besonders betroffen, drei davon schwerer. Ersten Schätzungen nach sind 2-3 Prozent der Bevölkerung infiziert. Wir sind gut aufgestellt für eine zweite Welle, hoffen aber, dass diese nicht so schlimm wird.