Berlin. Körpergewicht und Body-Mass-Index (BMI) haben bei den Menschen in Deutschland in der Anfangsphase der Covid-19-Pandemie zugenommen, depressive Symptomatik trat jedoch nicht häufiger auf. Das geht aus Daten der Studie “Gesundheit in Deutschland aktuell” (GEDA) hervor.
Das RKI führt die GEDA-Studie seit 2008 in mehrjährigen Abständen durch. An der aktuellen Welle – einer bundesweiten telefonischen Querschnittbefragung – beteiligten sich zwischen April 2019 und September 2020 insgesamt 23.001 Personen im Alter ab 15 Jahren. Anhand der erhobenen Daten hat das RKI nun untersucht, ob Pandemie und Eindämmungsmaßnahmen die Gesundheit der Bevölkerung jenseits des Infektionsgeschehens beeinflusst haben.
Zunahme von Körpergewicht und BMI
Den Ergebnissen der Analyse zufolge zeigte sich bei Körpergewicht und BMI ab Frühjahr 2020 ein deutlicher Anstieg. Im Zeitraum April bis August 2019 lag das mittlere Körpergewicht demnach bei 77,1 kg, im gleichen Zeitraum in 2020 jedoch bei 78,2 kg. Auch der mittlere BMI lag im Zeitraum April bis August 2020 mit 26,4 kg/m2 über dem Wert von 25,9 kg/m2 im Vergleichszeitraum 2019.
Weniger Arztbesuche
Zwischen den Kalenderwochen 15 und 26 in 2020 ging zudem die Inanspruchnahme ambulanter allgemeinmedizinischer und fachärztlicher Leistungen deutlich zurück – auf ein Niveau unterhalb der saisonal bedingten Tiefstwerte von August 2019 und Januar 2020.
So lag die Inanspruchnahme allgemeinärztlicher Leistungen zwischen den Kalenderwochen 15 und 26 im Jahr 2019 bei 38,4 Prozent (bezogen auf die vergangenen vier Wochen), im gleichen Zeitraum 2020 aber nur bei 29,7 Prozent. Die Inanspruchnahme fachärztlicher Leistungen ging von 30 Prozent in 2019 auf 17,7 Prozent in 2020 zurück.
Der Rückgang setzt bei den allgemeinmedizinischen Leistungen im April, bei den fachärztlichen Leistungen im März ein. Ab Juli 2020 stieg die Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen wieder an und bewegte sich etwa auf dem Niveau der Vergleichsmonate 2019.
Rückgang bei Tabakkonsum
Laut Analyse ging die Zahl der Tabakrauchenden im Beobachtungszeitraum zurück. Beim Vergleich des Zeitraum zwischen den Kalenderwochen 15 und 26 im Jahr 2019 mit dem des Folgejahres nahm deren Anteil von 32,6 auf 28,1 Prozent ab. Dieser Trend war dem RKI zufolge jedoch schon vor der Pandemie zu beobachten, ein Zusammenhang zur pandemischen Lage ist unklar.
Hinsichtlich der täglichen Passivrauchbelastung waren keine Änderungen ersichtlich: Sowohl 2019 als auch 2020 betrug der Anteil der Passivrauchbelasteten in der Bevölkerung während des fraglichen Zeitraums schätzungsweise fünf Prozent.
Keine Zunahme depressiver Symptomatik
Auch bei der depressiven Symptomatik zeigten sich keine ausgeprägten Effekte: Im gesamten Beobachtungszeitraum waren die Anteile der Personen mit einer depressiven Symptomatik auf relativ konstantem Niveau. In dem Zeitraum zwischen den Kalenderwochen 15 und 26 2020 lag der Wert bei 6,6 Prozent, im Vergleichszeitraum 2019 bei 8,3 Prozent. Damit unterstützt die Analyse die Befürchtungen nicht, dass psychische Störungen durch die Covid-19- Pandemie oder die Eindämmungsmaßnahmen zunehmen könnten.
Laut RKI bleibt jedoch weiterhin zu beobachten, wie sich die psychische Gesundheit in der Allgemeinbevölkerung im Trend weiterentwickelt. Zukünftige Forschung sollte zudem untersuchen, ob in bestimmten Bevölkerungsgruppen spezifische Entwicklungen festzustellen sind – etwa bei Menschen mit geringem Einkommen, Arbeitslosen, Alleinerziehenden, älteren Menschen oder bei Personen mit chronischen Erkrankungen.
Soziale Unterstützung vorhanden
Bezüglich der erhaltenen und geleisteten Unterstützung im Haushalt zeigte die Analyse ebenfalls keine ausgeprägten Effekte. Das lässt laut RKI vermuten, dass familiäre und nachbarschaftliche Netzwerke oder auch professionelle Unterstützung in ausreichendem Maße zur Verfügung standen und genutzt wurden. Ein Defizit an Unterstützung war lediglich bei den 55- bis 64-Jährigen zu beobachten.
Die beobachteten Trends unterschieden sich für Frauen und Männer sowie für die Bildungsgruppen überwiegend nicht. Eine Ausnahme bildet die Inanspruchnahme von haus- und fachärztlichen Leistungen: Hier ging die Inanspruchnahme in der oberen und unteren Bildungsgruppe stärker zurück als in der mittleren.