HIV-Schwerpunktpraxen berichten über deutliche Einbrüche bei der Nachfrage nach der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) in 2020. Sie führen dies auf die Corona-Maßnahmen zurück, die auch das Sexualleben vieler Anwender änderten.
Das geht aus einer Befragung in drei Wellen (April, Juli und Oktober 2020) von 37 Praxen durch das Robert Koch-Institut (RKI) hervor. Insgesamt war die Versorgung aber während der Pandemie gesichert und Patienten mussten nicht länger auf eine Beratung warten, hebt das RKI hervor.
Rund 76 Prozent der Praxen geben an, dass PrEP seit Beginn des Lockdowns im Frühjahr 2020 weniger nachgefragt wird. Viele Anwender pausierten oder stellten auf eine “on-demand-Einnahme” um.
Fast zwei von drei Patienten (60 Prozent) erschienen nicht zu Kontrollterminen. In der zweiten Jahreshälfte sank bei den meisten Praxen die Nachfrage nicht weiter, stagnierte aber. Die Praxen geben als Grund die Pandemie an.
Das RKI hält zudem einen Sättigungseffekt seit der Einführung der PrEP als GKV-Leistung für denkbar. Während von September bis Dezember 2019 mehr als 4.200 Neueinstellungen erfolgten, waren es von Januar bis März 2020 nur 1.900 sowie von April bis Juni 2020 rund 1.200.
Immerhin 40 Prozent der Praxen entdeckten bei den Erstberatungen zur PrEP auch HIV-Infektionen. Meist ließen sich diese Personen nicht regelmäßig (also nicht mindestens einmal pro Jahr) auf sexuell übertragbare Erkrankungen testen.
Während der PrEP treten hingegen nur sehr selten HIV-Infektionen auf (0,16 Prozent), was laut RKI den Raten in randomisierten kontrollierten Studien entspricht. Laut der PrEP-Community braucht es mehr Aufklärung für Gruppen außerhalb der Hauptnutzer, nämlich Männer, die Sex mit Männern haben.
Hierfür halten sie Online-Fortbildungen für Ärzte für sinnvoll, um das Angebot auf dem Land zu verbessern.
Quelle: Epid. Bulletin 6/21 vom 11.2.21