Patientenschulung erspart Gastroskopie
Der diagnostische und therapeutische Benefit durch eine Gastroskopie bei unspezifischen Magenbeschwerden ohne Warnsymptome ist gering, dennoch wird diese Untersuchung sehr oft durchgeführt. Um die Häufigkeit dieser “low-value procedure” zu reduzieren, haben niederländische Forscher eine im Internet zugängliche Patientenschulung eingesetzt.
An der Studie beteiligten sich Patienten, die von Hausarztpraxen wegen Oberbauchbeschwerden zu einer Gastroskopie überwiesen worden waren, aber keine Warnsymptome wie Gewichtsverlust, Teerstuhl oder Anämie aufwiesen.
62 der 119 Patienten nahmen an einer Online-Patientenschulung zu Ursachen und Therapieoptionen von Oberbauchbeschwerden teil und entschieden danach, ob sie weiterhin eine Gastroskopie wünschten. 57 wurden zur sofortigen Gastroskopie randomisiert.
In der Schulungsgruppe nahmen 39 Prozent der Patienten eine Gastroskopie in Anspruch, in der Kontrollgruppe fand diese bei 82 Prozent statt. Die “number needed to educate”, um eine Gastroskopie zu verhindern, lag damit bei fünf.
Ein Patient aus der geschulten Gruppe erhielt im Folgejahr doch noch eine Gastroskopie. Symptome und Lebensqualität waren nach einem Jahr in beiden Gruppen gleich, gesundheitsbezogene Ängste waren in der Schulungsgruppe gesunken. In keiner Gastroskopie wurden Zöliakie oder Malignome nachgewiesen.
Als Limitation beschreiben die Autoren, dass die Rekrutierung schwierig war – sowohl Patienten als auch zuweisende Ärzte kritisierten das Vorgehen. Eine Folgestudie ist geplant, in der eine Patientenaufklärung bereits vor der Überweisung erfolgt.
Fazit: Eine Online-Patientenschulung konnte die Anzahl durchgeführter Gastroskopien reduzieren. Gesundheitsbezogene Ängste nahmen durch eine Gastroskopie nicht ab, jedoch durch die Aufklärung über das Krankheitsbild.
De Jong JJ, Lantinga MA , Tan AC et al. Web-based educational intervention for patients with uninvestigated dyspepsia referred for upper gastrointestinal tract endoscopy- a randomized clinical trial. JAMA Intern Med 2021. doi: 10.1001/jamainternmed.2021.1408
Hausärztliche Betreuung für Ärzte
Auch Ärzte erkranken. Selbstbehandlung und Behandlung von Angehörigen birgt Risiken und ist international nicht empfohlen. Eine israelische Studie hat untersucht, wie häufig Selbstbehandlung ist, wie oft eine hausärztliche Betreuung stattfindet und wie zufrieden Ärzte mit der eigenen ärztlichen Versorgung sind.
Alle 24.360 offiziell in Israel registrierten Ärztinnen und Ärzte wurden angeschrieben, 9,5 Prozent antworteten. 52 Prozent davon gaben an, sich selbst Medikamente zu verordnen; 5,1 Prozent verordneten sich selbst Benzodiazepine und 4,0 Prozent Antidepressiva. 69 Prozent hatten einen eigenen Hausarzt.
Insgesamt waren 56 Prozent zufrieden mit ihrer Versorgung. Wurde nach der tatsächlichen und gewünschten Behandlung in verschiedenen Szenarien eigener Erkrankung gefragt (Diabetes, Rückenschmerzen, Schlafstörungen/Depression), gaben allerdings 48 Prozent an, nicht die Behandlung zu nutzen, die sie sich eigentlich wünschen würden.
Im Szenario mit einer depressiven Symptomatik war die Rate einer Selbstbehandlung besonders hoch. Die Zufriedenheit mit der eigenen Versorgung war bei den Befragten höher, die einen eigenen Hausarzt hatten.
Fazit: Diese Studie zeigt, dass Ärzte, die selbst hausärztlich angebunden sind, mit der eigenen Versorgung zufriedener sind. Ebenso weist die Studie auf eine mögliche Unterversorgung besonders bei psychischen Erkrankungen hin. Durch den geringen Rücklauf sowie die Erhebung in einem anderen Gesundheitssystem und Kulturkreis können die Daten keine Aussagen über die mögliche Situation in Deutschland machen. Sie können aber zum Nachdenken über das ärztliche Gesundheitsverhalten anregen.
Zacay G, Baron-Epel O, Malatskey L, Heymann A. Preferences and barriers to the utilization of primary health care by sick physicians: a nationwide survey. Family Practice 2021, 109–114. doi: 10.1093/fampra/cmaa090
Forschungspraxennetze: Forschung mit und für Hausarztpraxen
Die allermeisten Patientinnen und Patienten werden in Hausarztpraxen versorgt. Dennoch findet dort bisher nur wenig Forschung statt. Daher fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung den Aufbau einer nachhaltigen Netzwerkstruktur für Forschungspraxen, die wir auf diesen Seiten vorstellen.
Gerne können interessierte Hausärztinnen und Hausärzte mit den Forschungspraxennetzen ihrer Region oder mit der gemeinsamen Koordinierungsstelle der Initiative Deutscher Forschungspraxennetze (DESAM-ForNet) in Kontakt treten: https://www.desam-fornet.de/ Forschungspraxennetze
BayFoNet – Bayerisches Forschungsnetz in der Allgemeinmedizin
BayFoNet steht für eine neue Infrastruktur, die die Forschung in der Allgemeinmedizin durch Kooperation von hausärztlichen Praxen und der universitären Allgemeinmedizin in Bayern fördern soll. Letztere sind die vier Institute für Allgemeinmedizin an den Universitätskliniken Würzburg und Erlangen, am Klinikum der Universität München (LMU) und am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM).