Hausärzte sind bei Patienten mit Depression angesehen, zeigt eine Studie aus Westnorwegen. Medizinstudierende teilten während des Blockpraktikums in Hausarztpraxen Fragebögen an 20 hintereinander erscheinende Patienten aus, von denen fast 90 Prozent diesen auch im Wartezimmer ausfüllten.
Ein Drittel gab an, dass sie ihre Hausärzte schon einmal wegen einer Depression konsultiert hatten. 40 Prozent davon berichteten, ausschließlich hausärztlich behandelt worden zu sein – davon knapp die Hälfte nur mit hausärztlicher “Gesprächstherapie”. Die Hälfte wurde zur Psychotherapie oder in psychiatrische Behandlung überwiesen. 30 Prozent wurden medikamentös behandelt, dabei erhielten Ältere häufiger Medikamente. Befragt nach Präferenzen bei einer erneuten depressiven Episode, würden sich über 80 Prozent wieder an ihre Hausärzte wenden. 44 Prozent würden eine hausärztliche Gesprächstherapie bevorzugen – besonders diejenigen, die in der Vergangenheit so behandelt wurden. 25 Prozent wünschten sich eine Überweisung, 30 Prozent eine gemeinsame Behandlung.
Die Autoren beschreiben, dass die hausärztliche Gesprächstherapie normalerweise keine psychotherapeutischen Methoden einsetzt, sondern vielmehr ein Gespräch sei, in dem Gefühle besprochen und Empfehlungen für Bewegung und Tagesstruktur gegeben werden. Die hohe Rate an Depressionen wird damit erklärt, dass keine formale Diagnose, sondern die Selbsteinschätzung der Befragten erhoben wurde. Damit sind sicher viele leichte Depressionen und subsyndro-male Beschwerden eingeschlossen.
Fazit: Die Befragten wünschen sich bevorzugt eine hausärztliche Gesprächstherapie, sollten sie nochmal depressiv erkranken, besonders wenn sie zuvor bereits so behandelt wurden.
Hetlevik, O et al: Patient-reported depression treatment and future treatment preferences. Family Practice 2019; DOI: 101093/fampra/cmz026