EASD-Kongress 2020 Diabetes-Risiken quantifiziert

Die virtuelle Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) vom 21.–25. September 2020 belegt einmal mehr, wie wichtig die Diagnose und das Management von Risikofaktoren bei Patienten mit Diabetes ist. Dabei kommt es nicht nur auf glykämische Kontrolle, BMI oder Lebensstil an, sondern auch auf Komorbiditäten und Komedikation.

Viele verlorene Jahre

Wer an einem Typ-1-Diabetes erkrankt, hat eine um fast acht Jahre gringere Lebenserwartung als nicht erkrankte Personen. Bei Typ-2-Diabetes ist die Lebenserwartung nach einer Modellrechnung aus Großbritannien um fast zwei Jahre reduziert.

Die Wissenschaftler hatten Daten von 41,3 Millionen Patienten aus 6.165 Hausarztpraxen ausgewertet und in Beziehung zur allgemeinen Sterbestatistik von Großbritannien gesetzt. 201.700 Patienten waren mit einem Typ-1-Diabetes registriert, 2,5 Millionen mit einem Typ-2-Diabetes.

Im Mittel waren die Typ-1-Diabetes-Patienten 42,8 Jahre alt und hatten in diesem Alter noch eine Lebenserwartung von 32,6 Jahren (Lebenserwartung insgesamt im Mittel 75,4 Jahre), während die Lebenserwartung bei nicht an Diabetes erkrankten Menschen diesen Alters bei 40,2 Jahren lag (Lebenserwartung insgesamt im Mittel 83,0 Jahre).

Das mittlere Alter der Patienten mit Typ-2-Diabetes lag bei 65,4 Jahren und ihre Lebenserwartung betrug in diesem Alter noch 18,6 Jahre (Lebenserwartung insgesamt im Mittel 84,0 Jahre), während Gleichaltrige aus der Allgemeinbevölkerung, die nicht an Diabetes erkrankt waren, auf weitere 20,3 Jahre hoffen durften (Lebenserwartung insgesamt im mittel 85,7 Jahre).

Die Auswertung der Daten von Dr. Adrian Heald aus Manchester und Kollegen zeigte auch, dass der HbA1c bei 70 Prozent der Hausarztpatienten mit Diabetes über einem Wert von 58 mmol/mol (7,46 Prozent) lag. Jedes Jahr mit einer derart eingeschränkten glykämischen Kontrolle verkürzte das Leben der Diabetes-Patienten rechnerisch um 100 Tage.

Neue Niere – neuer Diabetes

Schon lange ist bekannt, dass rasch nach Organtransplantation ein Diabetes auftreten kann, insbesondere, wenn die Patienten mit Tacrolimus und nicht mit Cyclosporin behandelt worden sind, wie Prof. Dr. Manfred Hecking von der Universität in Wien erläuterte.

Dieser PTDM (engl. für post transplant diabetes mellitus) tritt bei Patienten ohne vorherige Zeichen eines Diabetes auf und ist nicht mit einer transienten Hyperglykämie nach Transplantation zu verwechseln.

Transplantationsbedingte Risiken für einen PTDM sind Therapien wie Prednisolon, Calcineurinnhibitoren und mTOR-Inhibitoren, virale Infektionen (HCV und Zytomegalievirus) und niedrige Magnesiumspiegel.

Daneben spielen aber auch viele andere Diabetesrisiken ein Rolle, beispielsweise Familienanamnese, Geschlecht und Alter, eine reduzierte Glukoseaufnahme in Muskel und Fettgewebe, eine erhöhte Glukoseproduktion in der Leber, verminderte Inkretineffekte im Dünndarm, eine erhöhte Glukoneogenese und verringerte Reabsorption von Glukose in der Niere oder eine reduzierte Insulinfreisetzung und erhöhte Glukagonsekretion im Pankreas.

Patienten mit erhöhtem Risiko für einen PTDM sollten vor Transplantation identifiziert werden, um modifizierbare Risiken vorab beispielsweise druch Lebensstilmaßnahmen zu verbessern.

Eine Konsequenz für die Immunsuppression hat das individuelle Risikoprofil nicht: In Studien führte die Immunsuppression mit Cyclosporin statt dem Calcineurininhibitor Tacrolimus zwar zu weniger Diabeteserkrankungen, aber auch zu mehr Transplantatabstoßungen.

Die Augmentation der Insulinsekretion mit einem Basalinsulin für einige Tage nach der Transplantation kann ein PTDM verhindern [Hecking M et al. J Am Soc Nephrol 2012; 23: 739–749].

 

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