Die Hyperurikämie ist ein häufiger Laborwert, der ohne Symptome auftreten kann. Doch hat dieser Wert auch klinische Relevanz? Epidemiologischen Daten zufolge, weisen auch Patienten mit asymptomatischer Hyperurikämie ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität auf. Zudem gilt die Hyperurikämie als eigenständiger Risikofaktor für das Auftreten einer Hypertonie. “Zahlreiche Daten sprechen für einen Zusammenhang zwischen Hyperurikämie, Hypertonie und kardiovaskulären Erkrankungen”, erklärte Prof. Monika Reuß-Borst aus Göttingen.
Doch nicht nur das – wie eine Studie zeigte, steigt das Risiko, in den nächsten fünf Jahren einen Diabetes zu entwickeln, abhängig von der Höhe des Harnsäurewerts. Dies gilt bereits für Patienten mit isolierter Hyperurikämie, ohne Übergewicht oder metabolisches Syndrom [1]. In Japan – wo diese Daten erhoben wurden – wird empfohlen, eine asymptomatische Hyperurikämie mit einem Harnsäurewert > 8 mg/dl medikamentös zu behandeln. Hierzulande lautet die Empfehlung, den Lebensstil zu ändern, um die Harnsäure zu senken und nur bei gesicherter Gicht eine Harnsäure-senkende Therapie zu initiieren.
Aktuell geht man davon aus, dass sowohl auskristallisierte als auch lösliche Harnsäure zahlreiche pro-inflammatorische Signalwege aktiviert und so möglicherweise an der Entstehung von Bluthochdruck, KHK, Diabetes oder chronischen Nierenerkrankungen beteiligt ist [2].
Kaum Gichtanfälle bei Diabetikern
Liegt bereits ein Diabetes vor, treten trotz Hyperurikämie nur selten klassische Gichtanfälle auf. Dahinter könnten etwa die Harnsäure-senkenden Effekte der SGLT2-Hemmer stecken oder die anti-inflammatorischen Eigenschaften von Metformin – die genaue Ursache ist unbekannt. “Statt der Gichtanfälle sehen wir häufig Tophi, die eine klare Indikation für eine therapeutische Verringerung der Harnsäure darstellen”, berichtete die Rheumatologin.
Das Mittel der ersten Wahl sind hier Xanthinoxidase-Hemmer wie insbesondere Allopurinol oder Febuxostat. Urikosurika wie Benzbromaron oder Probenecid kommen erst in zweiter Linie zum Einsatz. Um Gichtanfälle während der Harnsäureabsenkung zu verhindern, sollte man prophylaktisch Kolchizin für drei bis sechs Monate verordnen [3].
Zur Behandlung eines akuten Gichtanfalls stehen im Wesentlichen drei Substanzen bzw. Substanzklassen zur Verfügung: NSAR, Glukokortikoide und Kolchizin. Bei älteren, komorbiden Patienten sind NSAR häufig ungünstig. “Ältere Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion behandle ich gerne mit niedrig-dosiertem Prednisolon. Dadurch steigt zwar der Blutzucker, aber die Behandlung erfolgt ja nur über wenige Tage”, erläuterte Reuß-Borst. Eine gute Alternative sei niedrig-dosiertes Kolchizin (3 x tägl. 0,5 mg), das mit Prednisolon kombiniert werden könne. Falls dadurch keine ausreichende Wirksamkeit erreicht wird oder weiterhin Gichtanfälle auftreten, ist als Zweitlinientherapeutikum Canakinumab zugelassen.
Nichtalkoholische Fettleber: NAFL oder schon NASH?
Die Häufigkeit der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen und liegt in Europa bei knapp 24 Prozent [4]. Patienten mit Typ-2-Diabetes sind jedoch deutlich häufiger betroffen, denn die NAFLD geht mit einem zwei- bis dreifach erhöhten Risiko für das Auftreten von Typ-2-Diabetes einher [5].
Umgekehrt gilt die NAFLD als Komplikation des Diabetes. So weisen bereits 11 Prozent der normal-gewichtigen Patienten mit Prädiabetes eine NAFLD auf. “Das bedeutet, dass es sich bereits bei diesen Patienten lohnt, die Transaminasen zu bestimmen oder eine Ultraschall-Untersuchung durchzuführen”, erklärte Prof. Norbert Stefan, Tübingen. Das gilt erst recht für übergewichtige oder adipöse Patienten mit Prädiabetes, da hier der Anteil mit NAFLD mit rund 46 Prozent bzw. 70 Prozent noch deutlich höher liegt [6].
Lange Zeit ging man davon aus, dass die Erkrankung sequenziell fortschreitet: von der gesunden Leber zur einfachen Steatose (nichtalkoholischer Fettleber, NAFL), dann zur Steatohepatitis (NASH), bei der ein Entzündungsprozess dazukommt und über eine NASH plus Fibrose schließlich zur Zirrhose. “Aber Vorsicht, neue Daten zeigen, dass eine NAFL direkt in eine Zirrhose übergehen kann”, berichtete Stefan.