ErkrankungenDie Melanom-Jäger – Dermatologie in der Hausarzt-Praxis

Seit Corona und der Maskenpflicht kommen vermehrt Patienten mit Rosazea und Akne in die Praxis. Das Hauptaugenmerk liegt aber weiterhin auf der Beurteilung pigmentierter Haut.

Eine aufgeblühte Rosazea und die so genannten Covid-Toes sind zwei Erkrankungsbilder, die Hausärzte und Dermatologen zuletzt häufiger gesehen haben. Hautläsionen wie die Covid-Zehen zeigen sich bei etwa 30 Prozent der Patienten mit Covid-19-Erkrankung, meist im späteren Verlauf der Erkrankung.

So wurden bei einigen – häufig jüngeren und weniger schwer erkrankten – Patienten kutane Läsionen im Bereich der distalen, unteren Extremitäten beobachtet. Diese sogenannten “COVID-Toes” besitzen histologisch Ähnlichkeiten zu idiopathischen Frostbeulen oder Beulen, die im Rahmen eines systemischen Lupus erythematodes entstanden sind. In Epithelzellen konnte SARS-CoV-2 bei Biopsien nachgewiesen werden.

Schutzmaßnahmen vor Covid-19 können für Patienten mit gereizter Haut zum Problem werden. So kann die Maskenpflicht für Betroffene einen zusätzlichen oder neuen Auslöser von Rosazea-Schüben bedeuten. Vor allem unter einer optimal sitzenden Maske wird die Haut schnell warm und feucht und ist zudem einer ständigen Reibung durch den Stoff ausgesetzt.

Initial begünstigen vor allem Stress, möglicherweise auch Angst das Aufflammen der chronischen Hautkrankheit, die durch anhaltende Rötungen sowie entzündliche Knötchen und Eiterpickel im Gesicht gekennzeichnet ist.

Darauf wies Universitäts-Professor Dr. Steffen Emmert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie an der Universitätsklinik Rostock, hin. Als relevante Faktoren für eine aufblühende Rosazea, aber auch Akne unter der Maske nennt er das feucht-warme Klima, das Bakterien Vorschub leistet. Mit Antibiotika und neueren Präparaten sei die Rosazea jedoch gut behandelbar.

Differenzialdiagnosen pigmentierter Haut

  • gmentierter Haut
  • Nävuszellnävus (NZN)
  • Blauer Nävus
  • Malignes Melanom (MM)
  • Pigmentierte Verruca seborrhoica
  • Hämangiom
  • Angiokeratom
  • Pigmentiertes Basaliom
  • Granuloma pyogenicum

Akne tritt durch feucht-warmes Masken-Klima häufiger auf

Patienten mit Akne sollten immer wieder darauf hingewiesen werden, die Haut nicht selbst auszureinigen, sondern stattdessen eine Akne-Toilette im Fachstudio durchführen zu lassen. “Sonst wird die Akne viel schlimmer”, sagt Prof. Emmert.

Eine Alternative sei chemical peeling. Als systemische Therapie zeige bei schwerer Akne Vitamin A gute Erfolge, da diese einen schweren Verlauf sowie Narbenbildung verhindere.

Für junge Mädchen und Frauen sei diese Therapie jedoch nicht zu empfehlen, da sie zu schweren Fehlbildungen beim Ungeborenen führen können. “Sie dürfen in der Zeit der Einnahme auf keinen Fall schwanger werden und müssen deshalb doppelt verhüten.”

Aknenarben zu entfernen sei möglich, sofern die Erkrankung vollständig ausgeheilt sei. Dann sei es möglich Grübchen dem Hautniveau anzupassen. “Man sieht dann die narbige Einziehung nicht mehr so stark.”

Eine Laser-Therapie der Narbenränder sei ebenso denkbar wie ein medical needling. Auch eine Cryotherapie könne hier Erfolge zeigen. Nicht nur im Hinblick auf Covid-19 plädierte Prof. Emmert für Impfungen.

Die sowohl für Jungen als auch Mädchen von der Stiko empfohlene HPV-Impfung habe als Kreuzreaktion eventuell positive Effekte auf die Bildung von Viruswarzen.

Gute Erfolge zeige auch die Impfung in zwei Dosen gegen Herpes Zoster, die ab dem 60. Lebensjahr bzw. ab dem 50. Lebensjahr für Risikopatienten empfohlen wird. Geimpft werden könne sechs Monate nach überstandener Erkrankung. “Die Impfung ist sehr gut verträglich und hat eine hohe Wirksamkeit.”

Bis zu 90 Prozent der Geimpften habe keine erneute Gürtelrose. Eine bestehende Gürtelrose müsse je nach individuellem Setting ambulant oder stationär behandelt werden.

Der Post-Zoster-neuralgische Schmerz sei schwer zu behandeln; als Lokaltherapie zur Linderung des Juckreizes seien verschiedene Optionen denkbar wie eine Zinkpasten-Trockenpinselung, eine antiseptische Behandlung mit Octenisept, Anaesthesulf und Fucidine.

Hautkrebs ist inzwischen die fünfthäufigste Krebsart

Zu den häufigsten hausärztlichen dermatologischen Aufgaben zählt die Beurteilung pigmentierter Haut. Der Einsatz eines Auflichtmikroskops sollte zum Standard gehören, wenn es um die Beurteilung von Hautveränderungen geht.

Digitale Systeme ermöglichen eine bessere Beurteilung von Verläufen, da Bilder älteren Datums zum Vergleich herangezogen werden können. “Wir alle sind Melanom-Jäger”, sagt Prof. Steffen Emmert. “Man sieht viele gutartige Büffel und versucht herauszufinden, wo das aggressive Bison ist.”

Hautkrebs sei mittlerweile sowohl bei Männern als auch Frauen die fünfthäufigste Krebsart. “Es ist sehr viel verbreiteter als Brust- oder Darmkrebs.” Schwarzer Hautkrebs sei mittlerweile zwar zu 50 Prozent heilbar. “Aber 50 Prozent der Patienten versterben.”

Der Einsatz von Auflichtmikroskopen beim Screening und die hausärztliche Erfahrung seien wichtig bei der Beurteilung von Hautveränderungen. “Alle Veränderungen, die inhomogen, asymmetrisch und mehrfarbig sind, müssen herausgeschnitten werden.”

Eine asymmetrische Größenzunahme könne auf ein Melanoma in situ hinweisen. Eine wichtige, wenn auch nicht die alleinige Rolle in der Diagnostik wird laut Prof. Emmert in Zukunft der Einsatz künstlicher Intelligenz spielen.

In einer in 2019 veröffentlichten Studie hatte der Algorithmus präziser als die klinische Diagnostik bestimmt, ob es sich um ein Muttermal oder um schwarzen Hautkrebs handelte.

“Kassen empfehlen ein Hautkrebsscreening alle zwei Jahre ab den 35. Lebensjahr. Das ist sinnvoll”, sagt Prof. Emmert. “Aber das Melanom ist ein Krebs der jungen Menschen.” Es gehe deshalb darum die Hochrisikopatienten mit Hautkrebs im familiären Umfeld oder mit vielen Muttermalen herauszufiltern und wesentlich häufiger, gegebenenfalls alle drei Monate, zu screenen. Denn in der Altersgruppe der 20- bis 30-Jährigen sei das Melanom eine der häufigsten Todesursachen.

Ein Herpes Zoster muss in einigen Fällen sogar stationär behandelt werden.

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