Reiseapotheke
Ganz unvorbreitet sollte niemand auf Reisen gehen, auch bei kurzen Aufenthalten gehört eine Reiseapotheke immer dazu. Der Umfang ist abhängig von den Vorerkrankungen des Reisenden, dem Reiseziel, der medizinischen Versorgung vor Ort und der Reisedauer. Tabelle 1 enthält einen Vorschlag für eine umfassende Reiseapotheke, die immer der jeweiligen Situation angepasst werden kann.
Impfschutz auf Reisen
Auch der Impfschutz muss stets individuell betrachtet werden. Einen Grundsatz gibt es jedoch: Vor einer Reise sollten auch die Standardimpfungen gecheckt und ggf. nachgeholt werden. Im Erwachsenenalter sind das folgende Impfungen:
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Diphtherie
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Tetanus
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Poliomyelitis
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Pertussis
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Masern, Mumps und Röteln (für alle nach 1970 Geborenen)
Für alle Personen ab 60 Jahre werden zusätzlich folgende Impfungen empfohlen:
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Influenza
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Pneumokokken
Die Gelbfieberimpfung ist bei der Einreise in einige Reiseländer als Pflichtimpfung vorgeschrieben. Außerdem verlangen viele Länder, z. B. auch zahlreiche asiatische Staaten, diese Impfung bei der Einreise aus den Infektionsgebieten in Afrika und Südamerika, um die Einschleppung in ihr Land zu verhindern. Seit Juli 2016 gelten diesbezüglich neue internationale Gesundheitsvorschriften: Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) schützt eine einmalige Gelbfieberimpfung ein Leben lang, Wiederimpfungen nach 10 Jahren entfallen. Die STIKO hat ihre Empfehlungen entsprechend angepasst. Die Impfbescheinigungen in "alten" Dokumenten sind automatisch lebenslang gültig. In neuen Impfpässen wird bei der Dauer des Schutzes "lebenslang" bzw. "life of person vaccinated" eingetragen.
Zu den Reiseimpfungen gehören außerdem die Impfungen gegen Hepatitis A und B, Tollwut, Typhus und Meningokokken (in erster Linie ACWY und ggf. auch B, je nach Verbreitung. Für die Hadj ist die Impfung mit einem ACWY-Impfstoff vorgeschrieben). Auch gegen die japanische Enzephalitis und gegen Cholera stehen gut verträgliche Impfstoffe zur Verfügung.
Wie verabreicht man die Impfungen unter Zeitdruck am besten? Die STIKO äußert sich in ihren aktuellen Empfehlungen dazu: "Lebendimpfstoffe (attenuierte, vermehrungsfähige Viren oder Bakterien) können simultan verabreicht werden; werden sie nicht simultan verabreicht, ist in der Regel ein Mindestabstand von vier Wochen einzuhalten. Bei Schutzimpfungen mit Totimpfstoffen (inaktivierte Krankheitserreger, deren Antigen- bestandteile, Toxoide) ist die Einhaltung von Mindestabständen zu anderen Impfungen, auch zu solchen mit Lebendimpfstoffen, nicht erforderlich. Impfreaktionen vorausgegangener Impfungen sollten vor erneuter Impfung vollständig abgeklungen sein. Zu den zeitlichen Mindestabständen zwischen zwei Impfungen sowie zur Möglichkeit der Koadministration von Impfstoffen sind die Fachinformationen des jeweiligen Impfstoffes zu beachten." Tabelle 2 listet diese Informationen übersichtlich auf und berücksichtigt die wichtigsten Besonderheiten.
Malariaprophylaxe
In Deutschland wurden im Jahr 2015 1.063 Malariafälle verzeichnet, 2016 waren es 970. Die meisten Malariagebiete befinden sich in Afrika südlich der Sahara, weitere in Mittel- und Südamerika, Süd- und Südostasien und der westlichen Pazifikregion. Das wahrscheinliche Infektionsland wurde für 636 Fälle (66 Prozent) angegeben. Der größte Teil der Nennungen (90 Prozent) entfiel, wie schon in den Vorjahren, auf afrikanische Länder, wobei Nigeria, Kamerun und Ghana schon seit Jahren die Liste der wahrscheinlichen Infektionsländer anführen. Der Anteil der Fälle aus Ländern Asiens war 2016 mit acht Prozent etwas höher als 2015 und mehr als doppelt so hoch wie 2014. Afghanistan war mit 25 Fällen das am häufigsten genannte Land außerhalb Afrikas.
Die konsequente Vermeidung von Insektenstichen zählt noch immer zu den wichtigsten Vorbeugemaßnahmen, um durch Mücken übertragene Erkrankungen (z. B. Malaria, Denguefieber, Chikungunyafieber, Zikavirus-Erkrankungen) zu verhindern. Wichtig sind folgende Maßnahmen:
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Anwendung von Moskitonetzen (Imprägnierung mit Repellents)
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Einreiben unbedeckter Hautstellen mit Repellents
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Tragen von heller (mit Repellents imprägnierter) hautbedeckender Kleidung
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Aufenthalt in mückensicheren Räumen (Moskitogitter an den Fenstern)
Für verschiedene Reiseländer werden unterschiedliche Präparate zur Malariaprophylaxe oder auch für die Stand-by-Therapie empfohlen, abhängig von der Resistenzsituation und der Erregerverbreitung in dem betreffenden Land. Welche Prophylaxe für welches Reiseland notwendig ist, zeigen im Internet publizierte Listen (s. Link-Tipps auf Seite 44).
Checkliste für Reisende
Ihre Patienten können mit einer Checkliste den Urlaub besser vorbereiten. Eine Liste des Deutschen Grünen Kreuzes (DGK) können Sie herunterladen und Ihren Patienten als Service mitgeben: dgk.de/gesundheit/reise/reiseapotheke.html#c22654
Tipps für Ihre Patienten
Die medizinische Versorgung kann im Ausland schwieriger sein als hierzulande. Viele Medikamente sind in fremden Ländern nicht zu bekommen oder tragen dort eine andere Handelsbezeichnung. Dazu kann die sprachliche Verständigung erschwert sein. Besonders wichtig ist die medizinische Vorsorge für Risikopatienten wie chronisch Kranke, Senioren und kleine Kinder. An folgende Punkte sollten Sie Ihre Patienten erinnern:
Gesundheits-/Impfcheck(am besten bereits vor der Buchung)
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Grundlegende Gesundheitsrisiken mit Arzt besprechen
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Impfschutz ggf. möglichst frühzeitig komplettieren bzw. auffrischen: Grundschutz: Tetanus, Diphtherie, Polio Reiseimpfungen je nach Reiseland, -zeit und -art (Allgemeine Informationen unter www.ibera-online.de)
Medizinische Dokumente
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Elektronische Gesundheitskarte, Police private Auslandskrankenversicherung
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Impfpass
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Ggf. Internationaler Diabetikerausweis, Marcumarausweis, Allergiepass
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Ärztliche Bescheinigung speziell für die Mitnahme von Betäubungsmitteln sowie anderen stark wirkenden Medikamenten
Medikamente
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Reiseapotheke: Liste der Handelspräparate sowie Verwendbarkeitsdatum in jeweilige Spalte eintragen; vor jeder Reise überprüfen, ob die Zusammenstellung den aktuellen Erfordernissen entspricht und ob die Mittel noch brauchbar sind
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Dauermedikamente + 1/3 als Reserve, bei Flugreise mehrere Dosen ins Handgepäck
Im Notfall für Arzt / Apotheke vor Ort mitnehmen
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Auflistung der Dauermedikamente mit Angabe der ärztlichen Diagnose und Gebrauchsinformationen
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Bei chronischen Erkrankungen Kopie des letzten Arztberichts
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SOS-Telefonnummern von zu Hause für eventuelle Rückfragen
Quelle: DGK
Link
Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e.V. (DTG):
www.dtg.org/images/Empfehlungen/DTG_Malaria_2017.pdf
Malariakarte der DTG:
www.dtg.org/images/Startseite-Download-Box/Malariakarte_2017.pdf
Weltgesundheitsorganisation:
Literatur bei der Verfasserin.
Mögliche Interessenkonflikte: Die Autorin hat keine deklariert.