Körperliche Aktivität ist ein entscheidender Faktor für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. In Spiel und Sport werden motorische Fähigkeiten, emotionale Stabilität und soziale Kompetenz geschult. Der Präventionseffekt für Stoffwechselstörungen und kardiovaskuläre Erkrankungen ist bekannt.
Die KiGGS1-Studie (2013) ergab, dass 78 Prozent der Kinder und Jugendlichen sportlich aktiv sind. Sie treiben mindestens zwei Stunden Sport in der Woche, meist organisiert im Sportverein.
Die MoMo-Studie von 2009 (Motorik-Modul der KiGGS Basisstudie) zeigt jedoch auch, dass nur 15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland die WHOEmpfehlung von einer Stunde körperlicher Aktivität pro Tag erfüllen. Determiniert wird das Ausmaß der Aktivität durch Geschlecht (Jungen mehr als Mädchen), sozialem Status (hoher Status mehr Aktivität), Migrationshintergrund (weniger Aktivität) und Bundesland (in neuen Bundesländer weniger Aktivität).
Gezeigt werden konnte außerdem, dass das Ausmaß körperlicher Aktivität ab der Präpubertät bis ins jugendliche Alter hinein drastisch abnimmt.
Das bedeutet, dass wir versuchen sollten, die neuen Vorsorgeuntersuchungen U10 und U11 zu nutzen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
-
Vorschulkinder sollen 90 Minuten oder mehr täglich körperlich aktiv sein.
-
Schulkinder und Jugendliche sollen sich täglich mindestens 60 Minuten mit mittlerer bis höherer Intensität bewegen. Hierin enthalten sind z. B. auch Schulwege mit dem Fahrrad. An drei Tagen in der Woche sollen muskel- und knochenstärkende Spiel- und Sportarten Bestandteil der täglichen Aktivität sein. Auch ältere Vorschulkinder können an diese Sportarten bereits herangeführt werden. In Abhängigkeit vom Alter bieten sich für Kinder und Jugendliche hier an: Fang-, Wurf- und Ballspiele, Schwimmen, Kinderturnen, Voltigieren, Judo, Tanzen, Leichtathletik, Fußball, Basketball, Tennis, Skateboarding, Snowboarden, Beachvolleyball, Mountainbiking.
-
Sitzzeiten beim Fernsehen, am PC und an elektronischen Spielen sollten reduziert werden und möglichst nach einer Stunde durch eine körperliche Aktivität unterbrochen werden.
-
Spätestens im späten Grundschulalter sollten Kinder an einen Sportverein gebunden sein.
Ausschuss Pädiatrische Versorgung im Deutschen Hausärzteverband, Vorsitzender: Dr. Rolf Thelen; Kontakt: dr. rolf.thelen@t-online.de
Mögliche Interessenkonflikte: Der Autor hat keine deklariert
Literatur: S. Kriemler, W. Lawrenz, P.H. Schober, T.E. Dorner, C. Graf, S. Titze, G. Samitz (Hrsg.): Körperlihce Aktivität und Gesundheit im Kindes- und Jugendalter. Marseille Verlag 2014