München. Viele gängige Corona-Schnelltests erkennen eine Omikron-Infektion offenbar häufig nicht. Forscherinnen und Forscher um Professor Oliver Keppler von der Ludwig-Maximilians-Universität München haben die Spezifität und Sensitivität von neun handelsüblichen Antigen-Schnelltests für die Erkennung einer Infektion mit der Omikron- oder der Delta-Variante untersucht.
Ergebnis: Acht der vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bereits für frühere Varianten des Virus geprüfte Tests wiesen eine Omikron-Infektion schlechter nach als eine Delta-Infektion.
Positives Ergebnis bei Spezifität
Die Wissenschaftler hatten 166 Proben aus dem Zeitraum Ende Oktober 2021 bis Mitte Januar 2022 untersucht, die mittels PCR und Sequenzierung analysiert worden waren. Bei 101 Proben wurde die Omikron-Variante (Subtyp BA.1) nachgewiesen, bei 65 die Delta-Variante.
Acht der neun untersuchten Tests waren vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als CE-gekennzeichneter Antigentest gelistet und erfüllten zumindest basierend auf Herstellerangaben auch die erforderlichen Mindestkriterien.
Ein gutes Teilergebnis gab es bezüglich der Spezifität: Sie lag in der Studie bei allen untersuchten Schnelltests bei 100 Prozent. Zumindest habe es also keine falsch-positiven Test-Ergebnisse gegeben, sagte Keppler der Deutschen Presseagentur.
Probleme bei der Sensitivität
Bei der Sensitivität der Tests traten jedoch Probleme zutage: Bei sehr hoher Omikron-Viruslast (mit einem Ct-Wert kleiner 25) lag die Sensitivität der Schnelltests nur bei 31,4 bis rund 77,8 Prozent. Bei mittlerer Viruslast (mit Ct-Werten zwischen 25 und 30) lag die Trefferquote bei Omikron-Infektionen lediglich bei 0 bis 8,3 Prozent.
Delta-Infektionen wurden von den untersuchten Tests besser erkannt: Bei sehr hoher Viruslast (Ct-Wert unter 25) erkannten acht von neun Tests eine Delta-Infektion mit einer Sensitivität von über 70 Prozent. Bei mittlerer Viruslast lag die Sensitivität aber auch hier nur noch bei 0 bis 27,8 Prozent.
Um bei einer Omikron-Infektion eine 95-prozentige Nachweiswahrscheinlichkeit zu erreichen, müsste bei den meisten untersuchten Tests die Viruslast 101-fach so hoch sein wie bei Delta, berichtet das Team der LMU München.
“Enorme Heterogenität”
“Insgesamt besteht eine enorme Heterogenität der Antigen-Schnelltests zum Nachweis von Omikron”, sagte Keppler. “Einerseits muss dies klar kommuniziert werden und anderseits rasch eine Liste mit brauchbaren Tests veröffentlicht werden.”
Man dürfe niemals ein negatives Ergebnis als Freifahrtschein nehmen. Gerade in der Omikron-Welle seien weiter Vorsichtsmaßnahmen wie das Abstandhalten und das Tragen von Masken wichtig, um andere und sich zu schützen.
Das Testen von Menschen ohne Symptome schaffe gerade in der aktuellen Welle eine trügerische Sicherheit, warnte Keppler. Sinnvoll sei es aber, bei Symptomen neben einer Einschränkung der Kontakte auch mit guten Antigen-Schnelltests zu testen.
Schnelle Liste mit geeigneten Tests gefordert
Wie auch der Bundesgesundheitsminister fordert Keppler, dass rasch eine kurze Liste mit gut für den Omikron-Nachweis geeigneten Tests veröffentlicht wird – immerhin seien mittlerweile 580 Schnelltests auf dem Markt.
Das PEI hatte noch Ende des vergangenen Jahres gemeldet, dass “die allermeisten der in Deutschland angebotenen und positiv bewerteten Antigentests eine Omikron-Infektion nachweisen können”. Das Institut arbeitet derzeit an einer Auflistung, welche Antigentests für den Nachweis einer Omikron-Infektion geeignet sind.
red/dpa
Quelle: DOI 10.1007/s00430-022-00730-z