München. Im ersten Quartal 2021 führten rund sechs Prozent der Infektionen mit SARS-CoV-2 zu einem ärztlich dokumentierten Post-Covid-Syndrom (definiert als bestehendes oder neu aufgetretenes Covid-Symptom bis zu acht bis zwölf Wochen nach akuter Erkrankung). Das geht aus den vertragsärztlichen Abrechnungsdaten hervor, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) analysiert hat. Seit 1. Januar 2021 ist ja die Dokumentation des Post-Covid-Syndroms über den ICD-Code U09.9! als Primärcode möglich. Den Daten zufolge ist Post-Covid damit also seltener als in vielen anderen Studien berichtet, so das Zi.
Deutlich wird aus den Daten auch, dass Vorerkrankungen das Auftreten eines Post-Covid-Syndroms begünstigen: Von den rund 160.000 Patientinnen und Patienten mit ärztlich dokumentierten Post-Covid-Syndrom im zweiten Quartal 2021 handelte es sich fast ausschließlich um Menschen, die bereits wegen zahlreicher, meist chronischer Erkrankungen, in vertragsärztlicher Behandlung waren.
Frauen häufiger betroffen als Männer
Dabei handelte sich auffällig häufig um Rückenschmerzen, Erkrankungen des Metabolischen Syndroms, somatoforme Störungen, Depression oder Asthma, berichtete Dr. Mandy Schulz vom Zi bei der Vorstellung der Daten. Das Gros der Patienten befinde sich dabei in den mittleren Altersgruppen (50-59 Jahre), Frauen sind häufiger betroffen als Männer. „Das Bild vom jungen Menschen, der nach akuter Erkrankung an Post-Covid-Symptomen leidet, ist unseren Daten zufolge eher die Ausnahme“, so Zi-Chef Dr. Dominik Graf von Stillfried.
Dr. Jördis Frommhold, die gerade den Ärzteverband Long Covid gegründet hat, sieht In Long- und Post-Covid-Symptomen dagegen eher ein Problem der Leistungsgesellschaft: „Viele Betroffene haben ein hohes Leistungsniveau und gönnen sich in der akuten Phase nicht die Erholung, die sie eigentlich benötigen. Wir sehen bei uns eher seltener Patienten mit Vorerkrankungen.“
Hausärzte als zentrale Anlaufstelle
Die im Rahmen der Post-Covid-Diagnose erfassten Symptome waren Halsschmerzen/Heiserkeit, gefolgt von Ermüdung/Erschöpfung, Kurzatmigkeit und Kopfschmerzen. Relativ selten wurden Haarausfall, Muskelschmerzen und Delir berichtet. 61 Prozent der Patienten hatten lediglich ein Symptom, 86 Prozent maximal zwei Symptome.
Hausärztinnen und Hausärzte erbringen dabei einen erheblichen Teil der Patientenbetreuung: Drei von vier Erkrankten sind den Zi-Daten zufolge nur von ihrem Hausarzt versorgt worden. Auch in der Nachsorge sieht Dr. Kristina Spöhrer, Hausärzteverband Niedersachsen, Hausärzte als zentrale Anlaufstelle: „Da ist es wichtig, eine Sensibilität für die oft unspezifischen Symptome zu haben.“ Gemeinsam mit dem Patienten müssten Strategien entwickelt werden, etwa wie sich bei Ermüdungs- und Erschöpfungssymptomen Regenerationsphasen schaffen lassen. Auch die Zusammenarbeit mit Fachärzten oder Physiotherapeuten sei wichtig.