Menschen mit rheumatoider Arthritis (RA) haben ein höheres Infektionsrisiko. Relevante Faktoren sind dabei einer kleinen Studie zufolge Kachexie und eine Therapie mit Glukokortikoiden.
An der Studie nahmen 186 erwachsene Frauen mit RA in geringer Krankheitsaktivität teil, im Mittel lag die Krankheitsdauer bei zwölf Jahren. 116 der 186 Frauen hatten keine Kachexie, bei 70 war eine Kachexie per BIVA-Messung (Bioelektrische Impedanz-Vektoranalyse, über diese wird der Körperfettanteil gemessen) festgestellt worden.
Die Teilnehmerinnen wurden über einen Zeitraum von 36 Monaten nachbeobachtet. In dieser Zeit infizierten sich 62 Personen mindestens einmal mit einem Krankheitserreger. Am häufigsten waren Infektionen des Urogenitaltrakts, gefolgt von Infektionen der Lunge und der Atemwege.
Von den 62 Personen hatten 26,7 Prozent keine Kachexie (entspricht 31 von insgesamt 116) und 44,3 Prozent eine Kachexie (entspricht 31 von insgesamt 70). Das Risiko einer Infektion lag bei Frauen mit Kachexie damit fast doppelt so hoch wie bei Frauen ohne Kachexie, berichtet das Team (Hazard Ratio, HR: 1,90).
In einer weiteren Analyse stellte es zudem fest, dass auch bei einer Behandlung mit Glukokortikoiden das Infektionsrisiko erhöht war, und zwar um 77 Prozent (HR: 1,77). Außerdem zeigte sich, dass das Risiko bei einer höheren täglichen Glukokortikoid-Dosis größer war als bei niedrigeren Dosen (> 5 mg/d versus < 5 mg/d).
Faktoren wie BMI, Rauchen und eine Behandlung mit anderen Antirheumatika wie Methotrexat hingegen waren nicht mit einem höheren Infektionsrisiko assoziiert.
Fazit für die Praxis: Das Forschungsteam betont, dass bei Menschen mit RA neben dem BMI auch die Körperfettzusammensetzung betrachtet werden sollte, um Folgeerkrankungen und Komplikationen zu verhindern. Bis auf Glukokortikoide waren keine Antirheumatika mit einem erhöhten Infektionsrisiko assoziiert, im Hinblick auf das Infektionsrisiko könnte daher eine RA-Therapie ohne langfristige Glukokortikoid-Gabe vorteilhaft sein.
Quelle: doi 10.1007/s10067-022-06431-5