Im Jahr 2020 sind in Deutschland mehr als 700 Menschen an FSME erkrankt. Dies ist der höchste Wert seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001. Die meisten Fälle gab es in Baden-Württemberg; von dem Anstieg betroffen waren laut Landesgesundheitsamt vor allem Naturherde in höheren Lagen.
Auf europäischer Ebene zeigte sich ein uneinheitliches Bild: Während die südlich an Deutschland angrenzenden Länder Rekordzahlen meldeten und neue Risikogebiete auswiesen, blieb die Erkrankungshäufigkeit in den nördlichen Nachbarländern konstant oder ging sogar zurück.
Laut Prof. Gerhard Dobler, Leiter des FSME-Konsiliarlabors, können jedoch auch im Norden Hotspots auftreten. In Deutschland sei dem FSME-Risiko praktisch nicht mehr auszuweichen, nahezu überall müsse mit Infektionen gerechnet werden.
Die Ursache für die Zahlen sei unklar und das Geschehen sehr komplex, so die Zeckenexpertin Prof. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim. Zwar hielten sich die Menschen wegen der Corona-Pandemie häufiger in der Natur auf, dies ist laut Mackenstedt aber sicherlich nicht der einzige Grund für den Anstieg.
Generell sei seit einigen Jahren zu beobachten, dass sich das FSME-Risiko nicht mehr lokal eingrenzen lässt. Der Erreger wandere von Ost nach West, er sei jedoch auch in den nördlicheren Bundesländern auf dem Vormarsch.
Eine Rolle spiele der Klimawandel: So sei der gemeine Holzbock nun auch im Winter aktiv, zudem breite sich die Auwaldzecke immer weiter aus.
Quelle: Pressemitteilung der Universität Hohenheim, 10.3.2021