Schon ein Blick auf die Liste der Dozenten verrät viel über die Atmosphäre – und Lehrinhalte – in Alt Rehse. Rudolf Hess, Stellvertreter von Adolf Hitler, Chef-NSDAP-Ideologe Alfred Rosenberg, SS-Reichsführer Heinrich Himmler: Es sind nur drei der mitunter prominenten 210 Dozenten, die an der “Führerschule der deutschen Ärzteschaft” gelehrt haben.
Auch wenn der Titel auf den ersten Blick anderes vermuten lässt: Das Ziel der “Schule” im mecklenburgischen Alt Rehse war keine medizinische Aus- oder Weiterbildung. Vielmehr sollten vor allem ärztliche Funktionäre und Jungärzte zu nationalsozialistischen “Gesundheitsführern” ausgebildet werden. “Über die ,Schulung’ in Alt-Rehse ist jedes Wort zu viel”, heißt es in einem Zeitzeugenbericht, zur Verfügung gestellt von Hausarzt Dr. Thomas Maibaum. “Es genügt zu wissen, daß man dort die Ärzte wie Schulbuben behandelt und sie zwingt, mit Schrubber und Besen die Stuben aufzuwaschen. Die ,Schulung’ besteht aus Parteikram ödester Konvenienz …” Auf dem Stundenplan standen körperliche Übungen und Volkslieder – “und zwar in einem Ausmaß, daß Fachgespräche außerhalb der Unterrichtsräume verpönt waren”. Lediglich in “Erbforschung” und “Rassenhygiene” wurde auch “ausgebildet”, belegen Dokumente.