Vielen Deutschen fällt es schwer, Gesundheitsinformationen zu verstehen. Das geht aus dem Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz hervor, der dazu auf den “Health-Literacy Survey” verweist: Demzufolge tut sich rund jeder Zweite (54 Prozent) schwer. Allein, dass eine Befragung nicht geeignet ist, um die Kompetenz oder Inkompetenz der Befragten richtig einzuschätzen,
bemängelt Prof. Gerd Gigerenzer in der “Unstatistik des Monats”.
“Niemand wurde getestet”, schreibt Gigerenzer, die Befragten schätzten leidglich selbst ihr Können ein. Dazu schildert er zwei Beispiele. So gaben 41 Prozent der Befragten an, Beipackzettel seien “ziemlich einfach” oder “sehr einfach” (22 Prozent) zu verstehen. “Wir wissen aber von wirklichen Tests, dass Beipackzettel selbst von Ärzten nicht verstanden werden”, erläutert Gigerenzer. Der Survey attestiere bei dieser Frage aber 63 Prozent eine hohe Gesundheitskompetenz: Genau genommen, sage die Befragung aber nur aus, dass 63 Prozent von sich selbst glauben, dass sie Packungsbeilagen verstehen.
Zweites Beispiel Früherkennungsuntersuchungen: 80 Prozent geben an, es sei ziemlich einfach, zu verstehen, warum man diese braucht. Hingegen zeige eine repräsentative Studie aus dem “Journal of the National Cancer Institute”, dass der Nutzen der Früherkennung von Brust- und Prostatakrebs überschätzt wird. Dies treffe auf 98 Prozent der Frauen und 94 Prozent der Männer zu.
“Diese hohe Fehleinschätzung liegt wahrscheinlich an der jahrzehntelang üblichen irreführenden Information, welche den Nutzen übertrieben und den Schaden heruntergespielt hat”, so Gigerenzer. Wer aber nicht wisse, dass er falsch informiert wird, den stufe der “Health-Literacy Survey” als kompetent ein.
Die Kritik beziehe sich allein auf den Survey, betont Gigerenzer. Denn wie auch seine zwei Beispiele deutlich machen, ist “mangelnde Gesundheitskompetenz ein wirkliches gesellschaftliches Problem und es ist an der Zeit, mehr dagegen zu unternehmen”, so Gigerenzer.
Quelle: Gigerenzer G, Schäfer J. Unstatistik des Monats: 54 Prozent der Deutschen haben eingeschränkte Gesundheitskompetenz. 26.2.2018