ReiseberichtMit den Fietsen zu den Schotten

Sieht man von Wind und Wetter ab, bieten unsere niederländischen Nachbarn ein vorbildliches Wegenetz für "Fietsen". Ein idealer Ausgangspunkt für unsere Radtour ist der kleine Ort Oostkapelle.

Die Windmühle De Koe in Veere.

Als wir unseren Hotelchef der Villa Magnolia nach einer schönen Radtour fragen, schlägt er uns eine Rundtour um das Veerse-Meer zu den “Schotten” vor. Als wir etwas verwundert dreinschauen, erläutert er uns das Ziel – die schöne Stadt Veere. “Hier haben die Schotten seit dem 16. Jahrhundert deutliche Spuren hinterlassen, die man heute noch bewundern kann.”

Zunächst führt uns unser Weg zum Kasteel Westhove, einem in einer wunderschönen Parklandschaft liegenden Schloss aus dem 13. Jahrhundert. Nur gut 5 km sind es danach zum 400 Hektar großen, durch Dünen und dichte Wälder geprägten Naturpark Oranjezon. In unmittelbarer Nähe zum Meer wachsen hier Orchideen und mit etwas Glück sind Hirsche, Rehe, aber auch kleine Herden von Wildpferden (Koniks) zu bewundern.

Stopp beim Oosterschelde-Sperrwerk

Weiter geht es mit einigem Gegenwind zum weit über die Grenzen der Niederlande hinaus bekannten, 9 km langen Oosterschelde-Sperrwerk. Die Dämme und Schleusen der Deltawerke wurden im Mündungsdelta von Rhein, Maas und Schelde nach der Sturmflutkatastrophe 1953 gebaut.

Mit dem einzigartigen Sturmflutwehr, das häufig als eines der technischen Weltwunder der Moderne bezeichnet wird, kann mit Hilfe eines hydraulischen Systems innerhalb von 75 Minuten die gesamte Oosterschelde abgeschlossen werden.

Technikinteressierte haben im Deltapark Neeltje Jans, der seit dem 7. Juni wieder geöffnet ist, die Gelegenheit, das Bauwerk von innen und außen zu besichtigen. Für Abwechselung für die ganze Familie sorgen zudem Seelöwenshows, ein Aquarium oder Wasserrutschen.

Nur 10 Kilometer sind es vom Deltapark nach Kamperland, wo der Platz “de Schotsman” einen ersten Hinweis auf frühere Zeiten gibt und die Fähre Rondje Pontje von Mai bis September Radfahrer und Fußgänger über das Veerse-Meer an unserer nächstes Ziel – die mittelalterliche Stadt Veere bringt.

Dank der Schotten, die nicht als Feinde, sondern als gern gesehene Handelsleute nach Veere kamen, erlebte die Stadt Mitte des 16. Jahrhunderts eine Blütezeit. Aus den Highlands brachten sie Schafwolle für die Tuchindustrie und Steinkohle mit.

Da Veere laut damaligem Dekret für diese beiden Produkte der einzige Hafen war, in dem Wolle und Steinkohle gelöscht, gelagert und gehandelt werden durften, blühte die Stadt auf. Viele Schotten ließen sich rund um Veere nieder, richteten Handelsgeschäfte ein und bauten sogar eine eigene Kirche.

Goldenes Zeitalter um 1550 dank schottischer Wolle

Wo früher die reich beladenen Schiffe aus Schottland anlegten, liegen heute Jachten. Schmucke Restaurants, Cafes und Geschäfte prägen die Stadt. Und direkt gegenüber dem Jachthafen ist heute das Museum “Schotse Huizen” zu bewundern.

Untergebracht ist es in den beiden schottischen Kaufmannshäusern “Het Lammeken” und “De Struijs” direkt am Pier. In dem Museum ist unter anderem ein Zimmer, das als Empfangsraum und Büro des damals in Veere regierenden schottischen Verwalters diente, zu bewundern.

Wie die Stadt selbst, machten auch die Gebäude des heutigen Museums eine sehr wechselhafte Geschichte durch. Während der Batavischen Republik (um 1800) wurde der Ort wieder zu einem armen Fischerhafen. Veere verlor 1799 das Lagerrecht, aber das schottische Interesse an der Stadt blieb erhalten.

Nach Veere gab es keine europäische Stadt mehr, die eine derart wichtige wirtschaftliche Rolle für Schottland gespielt hat. So verwundert es nicht besonders, dass die guten Beziehungen zur britischen Insel die beiden Häuser vor dem Abriss retteten.

Blickfang in dem schmucken Ort sind neben einer schönen Windmühle am Ortseingang auch heute noch das im 15. Jahrhundert errichtete Rathuis, dessen Turm mit seinem Glockenspiel die Besucher immer wieder erfreut, sowie der Turm Campveerse Toren, der einem schon bei der Überfahrt über das Veerse Meer ins Auge springt.

Er war Bestandteil der Verteidigungsbauten der Stadt um das Jahr 1500. Danach diente der Turm als Herberge und Leuchtturm. Noch heute ist er eine der ältesten noch bestehenden Herbergen der Niederlande.

Im Tourist Office bekommen wir noch den Tipp, während der Sommermonate zum Ringreiten (“Ringrijden”) oder zum Chaisen-Reiten (“Sjezenrijden”) nach Veere zu kommen. “Das Ringreiten ist eine folkloristische Tradition, bei der man zu Pferd versucht, eine Lanze durch einen Ring zu stechen.

Beim “Sjezenrijden” sitzen ein Mann und eine Frau in zeeländischer Tracht in einer Chaise, einem zweirädrigen, häufig antiken Wagen, vor den ein Pferd gespannt ist. Hübsche Filme dazu finden Sie sicher im Internet oder bei Youtube.”

Abstecher nach Middelburg

Wer noch genug Kondition hat, sollte dann auf dem Rückweg nach Oostkapelle unbedingt den Abstecher in das nur 8 km entfernte Middelburg, die Hauptstadt von Zeeland, machen. Zu Zeiten der Niederländischen Ostindien-Kompanie war Middelburg nach Amsterdam die wichtigste Stadt der Niederlande.

Unzählige Schiffe fuhren nach Asien, um Handel mit Gewürzen, Textilien und Porzellan zu treiben. Heute stehen noch gut 1.100 Baudenkmäler in der Innenstadt und erinnern an dieses goldene Zeitalter. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt schwer getroffen, dann aber in traditionellem Stil wiederaufgebaut.

Für ganz Sportliche lohnt sich dann noch ein weiteres Highlight. Der Aufstieg zum “Langen Jan”, dem charakteristischen Turm der Stadt, den man mit seinen gut 90 Metern Höhe bereits aus weiter Ferne sieht. In den Sommermonaten ist der Turm geöffnet und entschädigt nach exakt 207 Stufen mit einer spektakulären Aussicht über die Stadt und Walcheren.

Auch in der Nebensaison hat die Region neben viel Natur und guter Luft so einige Spektakel zu bieten. “Auch bei schlechtem Wetter gibt es hier viel zu erleben”, sagt uns unser Hotel-Chef zum Abschied. “Kommen Sie doch mal zum “NK Tegenwindfietsen”, den “Dutch Headwind Cycling Championships” vorbei.”

Seit dem Winter 2013 gehen hier jedes Jahr etwa 300 sportbegeisterte Radfahrer auf besonderen “Fietsen” ohne Gangschaltung bei Gegenwind ab Windstärke 5 auf den 8,5 km langen Oosterscheldekering. “Wann das Rennen stattfindet, wird drei Tage bevor der Sturm erwartet wird, festgelegt. 2016 wurde das Rennen sogar bei Windstärke 9 durchgeführt.”

Bei den Damen benötigte Mathilde Matthijsse am 20. November 2016 bei Windstärke 9 für die Strecke über das Oosterschelde-Sperrwerk gerade einmal 28 Minuten und 9 Sekunden, bei den Männern schaffte es Teun Sweere sogar in nur 22 Minuten 30 Sekunden – wahrlich heroische Leistungen. Hoffen wir, dass die Windgötter den Cyclisten dieses Jahr etwas gnädiger sind.

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