© Ernst LeisteDie berühmte Temple Bar in Dublin.
Hier werden Touristen aus aller Welt busweise abgeladen und schießen von der Aussichtsplattform schnell ein paar Bilder, bevor es zum nächsten Hot Spot weiter geht.
Gerade mal 30 Kilometer von den Cliffs of Moher entfernt, am Poulnabrone-Dolmen, einem außergewöhnlichen archäologischen Denkmal, geht es dagegen – obwohl kosten-los zu besichtigen – sehr ruhig zu. Das rund 6.000 Jahre alte Megalithgrab, das in vielen Reiseführern nur kurz Erwähnung findet, liegt inmitten eines Hochplateaus des Burren-Nationalparks, dessen Karstlandschaft jedes Frühjahr von einem bunten Teppich von Wildblumen überzogen wird.
Die Geschichte des Portalgrabes, in dem 34 menschliche Skelette gefunden wurden und das vermutlich zwischen 3.800 und 3.200 vor Christus errichtet wurde, gibt Wissenschaftlern und Forschern aus aller Welt bis heute so manches Rätsel auf.
Es ist noch nicht eindeutig geklärt, wie die Menschen in der Jungsteinzeit und der Bronzezeit die tonnenschweren Steine – die Deckenplatte ist beeindruckende 3,65 Meter lang – bewegen und so aufstellen konnten, dass zur Wintersonnenwende die Sonnenstrahlen direkt in das Innere des Grabes scheinen.
Gleiches Phänomen ist – allerdings in deutlich größerem Stil und nur wenn man viel Losglück hat – knapp 50 Kilometer nördlich von Dublin in dem 5.000 Jahre alten Grabhügel Newgrange zu beobachten. Hier schlängelt sich am 21. Dezember ein Lichtstrahl einen 19 Meter langen Gang hinauf und endet dann in der Grabkammer des Grabhügels.
Das imposante Ganggrab, das älter als Stonehenge und die ägyptischen Pyramiden ist, wurde erst 1699 zufällig entdeckt und sollte eigentlich als Steinbruch dienen.
Der Grabhügel Newgrange hat einen Durchmesser von gut 90 Meter und gehört seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Inneren des Heiligtums versammeln sich zur Wintersonnenwende einige wenige Glückliche (die jedes Jahr aus Tausenden von Bewerbern ausgelost werden), um das alljährliche Ereignis zu erleben.
Aber auch sonst ist die Besichtigung von Newgrange alles andere als simpel, denn die Zahl der Besucher ist stark begrenzt, und Tickets müssen zur Hochsaison weit im Voraus gekauft werden.
Das Boyne Valley – die Wiege der irischen Zivilisation
Das Boyne Valley, in dem es neben Newgrange noch die beiden nahe gelegenen, ebenfalls von der UNESCO “geadelten” Ganggräber Knowth und Dowth gibt, wird daher nicht ohne Grund die Wiege der irischen Zivilisation genannt.
Dies umso mehr, als in dem fruchtbaren Tal auch der sagenumwobene Hill of Tara liegt. “Dieser grüne Hügel diente als Treffpunkt für königliche Versammlungen und als zeremonieller Krönungsort, von dem aus im Laufe der Zeit 142 keltische Könige über ihr Königreich blicken konnten”, erfahren wir von unserem ortskundigen Führer. “Und an klaren Tagen kann man von hier oben die Hälfte aller irischen Grafschaften sehen.”
Bevor es dann wieder Richtung Heimat geht, besuchen wir noch in der Nähe das beeindruckende Trim Castle, das 1173 als größtes normannisches Kastell in Europa in den Flussauen des Boyne River erbaut wurde.
Die Ringmauer und die Bastionen der Burgruine errangen auch als perfekte Kulisse für den mit fünf Oscars prämierten Film “Braveheart” besonderen Ruhm. In dem Blockbuster spielte der schottische Freiheitskämpfer William Wallace, dargestellt von Mel Gibson, die Hauptrolle.
Und beim letzten irischen Whiskey in der Bar des stilvollen Grand Hotel Malahide nahe dem Airport Dublin sind wir uns sicher, dass uns die “grüne Insel” mit ihren vielen “hidden places” bald wieder sieht.