Anstellung oder Niederlassung? Kaum eine Frage hat das berufliche Leben von Dr. Rüdiger Zitterbart so geprägt wie diese – und das, obwohl ihm die Antwort über Jahrzehnte fest vorgegeben war. Denn Zitterbart ist in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) Arzt geworden. Als die Mauer zwischen Ost und West vor genau 30 Jahren fiel, leitete der Hausarzt gerade das Landambulatorium in Kaltennordheim; zuvor war er in einer Poliklinik in Bad Salzungen tätig. In beiden Positionen war er Angestellter des Staates – im Gesundheitswesen der DDR das übliche Arbeitsmodell für Ärzte. Nach der Wende bot sich für Zitterbart und seine rund 20.000 Kollegen in der DDR erstmals die Gelegenheit der Niederlassung. “Mir gefiel die Idee sehr”, sagt der heute 76-Jährige im Rückblick. “Die Idee, beispielsweise auch gemeinsam mit Kollegen eine Praxis gründen zu können, hatte etwas Nostalgisches.” Letztlich entschied er sich doch für eine Einzelpraxis – mit damals 48 Jahren.
Einzelpraxis im eigenen Haus
Zitterbart hat während seines Berufslebens viele Formen der hausärztlichen Arbeit kennengelernt: von der Anstellung in staatlichen DDR-Gesundheitseinrichtungen über die Einzelpraxis im eigenen Haus – und dementsprechend den Rund-um-die-Uhr-Einsatz für die eigenen Patienten – bis hin zur Arbeit im Team im heutigen Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ). Denn in ein solches widmete er die Praxis um, um sie trotz Nachfolge-Mangel am Ort zu halten. Bis vor einem halben Jahr war er hier mit eigenem Sitz tätig, jetzt arbeitet er wieder angestellt.
Das Konzept der Niederlassung kannte Zitterbart – im Gegensatz zu vielen Kollegen – schon zu DDR-Zeiten: Sein Schwiegervater arbeitete niedergelassen in Wernigerode. Die Niederlassung hatte er 1962 erhalten – als einer der wenigen, die im Sozialismus eine solche Zulassung bekamen. Grund könnte der Ärztemangel rund um die Zeit des Mauerbaus gewesen sein, vermutet Zitterbart. “Die wenigen niedergelassenen Kollegen verdienten deutlich mehr als wir”, weiß er. Angestellte Ärzte erhielten im Schnitt 1.300 Mark, erzählt Zitterbart; ein Porzellanarbeiter inklusive Schichtdienste 1.600.