MeinungsbilderLeserbriefe HA 02/2021

Was beschäftigt Hausärztinnen, Hausärzte und MFA in ganz Deutschland? Dazu haben uns in den vergangenen Wochen ein paar Zuschriften erreicht.

Schnelltests stärken Kontrollgefühl

Betreff: “AU & Antigentest: Viele Fragen offen”, HA18 vom 5.11.20, S. 1 Schnellteste sind aus meiner Sicht ein sehr sinnvoller Ansatz, um das Infektionsgeschehen zügig einzudämmen, Wartezeiten für Entscheidungen zu verkürzen und Risikopatienten Kontakt zu ihren Angehörigen zu ermöglichen, indem diese vorher getestet werden. Würde sie gern großzügiger einsetzen. Habe, seitdem Schnelltests zur Verfügung stehen, wieder mehr das Gefühl der Kontrolle.

Hatte gestern eine Patientin, AG positiv, klinisch klare COVID-Symptome, PCR negativ. Ehemann PCR positiv. Das wundert mich, widerspricht es ja direkt der Aussage, dass die PCR sensitiver ist.

Bin sehr am Erfahrungsaustausch interessiert.

Quelle: Dr. Ines Richter-Kuhn, Fachärztin f. Allgemeinmedizin, Dresden


Emissionen bremsen wäre wirkungsvoller

Betreff: “Hausärzte sind beim Klimaschutz gefragt”, HA18 vom 5.11.20, S. 6

Das “Abschalten” aller Schadstoffemissionen (Autos, Flugzeuge, Schiffe, Land- und Baumaschinen, Rauchen bitte nicht vergessen) hätte mit Sicherheit einen erheblichen positiven Einfluss auf die Gesundheit.

Klima verändert sich in Zeiträumen von ca. 30- bis 50.000 Jahren. In jedem Schulatlas gibt es Abbildungen, dass der gesamte nordeuropäische Raum mit einer ca. 4km dicken Eisschicht bedeckt war (vor ca. 30.000 Jahren). Das Abschmelzen funktionierte ohne Vorhandensein von Autos.

Zitat aus einem Schulbuch der Mittelstufe: “Es gab bereits Zwischeneiszeiten mit wesentlich höheren Temperaturen als heute.”

Quelle: Dr. Hartmut Heinlein, Facharzt f. Allgemeinmedizin, Eschershausen


TI-Irrwitz für Praxisabgeber

Betreff: “Hausärzte gegen Kontroll-Mentalität”, HA17 vom 20.10.20, S. 22

Nach fast elf Jahren habe ich meine Hausarztpraxis zum dritten Quartal 2019 geschlossen. Mangels Nachfolger (die zuständige KV Baden-Württemberg war in diesem Punkt überhaupt nicht hilfreich) entschloss ich mich, die Praxis nicht mehr an die TI anzuschließen. Damit habe ich der Solidargemeinschaft schätzungsweise 3.000 Euro gespart. Folge: Honorarabzug/-rückzahlung für alle drei Quartale 2019.

Hätte ich Anfang September 2019 die Praxis an die TI angeschlossen und die Komponenten zwei Wochen später zum Elektroschrott gegeben, hätte ich bestenfalls inzwischen die Kosten ersetzt und keinen Honorarabzug bekommen.

Kommentar des Vorstandes der KV Baden-Württemberg, in Person von Dr. Johannes Fechner (vormals ein Hausarzt!): Er bescheinigt mir für mein ressourcenschonendes Verhalten “grundvernünftiges Handeln” und empfiehlt mir, gegen die KV zu klagen (Anm. d. Red: nach Angaben des Lesers). Wie bitte? Was für ein irrwitziges System!

Die Schlussfolgerung lautet für mich, dass die KV im Gegenteil zu “grundvernünftig” agiert. Gesunder Menschenverstand scheint nicht vorhanden. Von Interessenvertretung für Ärzte, die diese Behörde finanzieren, kann keine Rede sein. Ich finde das Verhalten des KV-Vorstandes, eine Klage gegen sich selbst zu empfehlen und sich gegen “grundvernünftiges Handeln” zu wenden, unkollegial.

Allerdings entscheiden merkwürdigerweise bei der Kammer Juristen und nicht Ärzte, was zwischen Ärzten unkollegial ist oder nicht…

Quelle: Dr. Rainer Bösche, Facharzt f. Allgemeinmedizin, Kirchheim unter Teck


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