Er ist promovierter Arzt, aber seit 25 Jahren als Alleinunterhalter auf den Bühnen der Republik unterwegs: Mambo Kurt, der Orgelgott aus dem Pott. Sein Instrument: eine Heimorgel, Baujahr 1980. Prädikat: besonders uncool.
Bochum. Der Mann, der auf der Bühne in die Tasten seiner Heimorgel haut, trägt einen beigen Anzug zur gelben Billig-Sonnenbrille. Er ist promovierter Arzt. Aber von den Tausenden, die ihm zujubeln, kennt ihn kaum jemand als Dr. Rainer Limpinsel. Er ist Mambo Kurt, der Orgelgott aus dem Ruhrpott.
Seit 25 Jahren versetzt er Zuschauermassen in Ekstase, wenn er Welthits auf seiner Heimorgel covert, unterlegt mit Rhythmen wie Mambo, Salsa, Rumba, Bossa Nova oder Cha-Cha-Cha. In diesem Jahr war der Dauerbrenner wieder bei den ganz großen Festivals dabei: von Parookaville bis Wacken.
Er spielt Dr. Alban nach Slayer und Rage Against the Machine nach Abba. Seine krude Mischung treibt die Menge regelmäßig zum Äußersten: Stage-Diving und Polonaise sind feste Rituale jeder Mambo-Kurt-Show. Sein Instrument halten viele für noch uncooler als die Blockflöte: eine 120 Kilo schwere Heimorgel aus den 1980er Jahren. Mit ihr zieht der 56-Jährige alle Register.
Bis 1998 war Mambo Kurt hauptberuflich Arzt
“Ich habe immer gesagt, ich höre mit 50 auf”, sagt Mambo Kurt im Interview der Deutschen Presse-Agentur. “Aber die Saison läuft super, ich nehme alle positiven Vibrations mit.” Und nächstes Jahr feiere er sein 20-jähriges Wacken-Jubiläum. An Aufhören sei somit nicht zu denken. “Inzwischen gilt: Parole Mick Jagger.” Der Stones-Boss ist 80 Jahre alt.
Schon 1982 wird der kleine Rainer Nordrhein-Westfalens bester Heimorgelspieler – in der Altersklasse bis 14 Jahre. Heute ist er der “Terminator unter den Alleinunterhaltern”. Dabei handelt seine Doktorarbeit noch vom “Stellenwert der transthorakalen Echosonographie in der Begutachtung berufsbedingter Atemwegs- und Lungenkrankheiten”. Es war 1998 und Limpinsel hauptberuflich noch Arzt, als ihn die Band Clawfinger sieht und als Vorprogramm für ihre Tournee verpflichtet. Das Schicksal nimmt seinen Lauf.
Der junge Mediziner hadert mit den Arbeitsbedingungen im Krankenhaus: “Damals waren 132-Stunden-Schichten keine Seltenheit.” Zudem stellt er fest: “Ich bin zu sensibel dafür, Menschen aufzuschneiden.” So kommt es, dass er den Arztberuf an den Nagel hängt: “Mit der Entscheidung bin ich bis heute vollkommen im Reinen mit mir.” Seitdem steht er auf der Bühne. “Nach 1800 Auftritten habe ich aufgehört zu zählen.”