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PorträtDr. Alexander Ried – ein echter Tausendsassa

Er ist oft umschwärmt, schreibt Krimis, geht auf die Pirsch und setzt sich als Vater von vier Kindern im Stadtrat für eine gute Zukunft ein. Daneben führt der 40-jährige Allgemeinarzt, Notarzt und Palliativmediziner Dr. Alexander Ried mit Vater, Mutter, Bruder und Tante eine Landarztpraxis im bayerischen Oberviechtach.

Dr. Alexander Ried ist Allgemeinarzt, Notarzt und Palliativmediziner.

“Gerade musste ich noch einen Bienenschwarm einfangen”, sagt Dr. Alexander Ried etwas außer Atem. Eigentlich müsste der Allgemeinarzt bereits in der Praxis Patienten versorgen – glücklicherweise kann sein Bruder Christian – ebenfalls Allgemeinarzt – kurzfristig einspringen.

Viele seiner Aufgaben und Hobbys, denen Ried nachgeht, sind möglich, weil die ganze Familie in der Landarztpraxis Hand in Hand zusammenarbeitet. Der Vater, Allgemeinarzt Dr. Adolf Ried, gründete die Praxis vor gut 35 Jahren. 2013 stieg der Sohn Alexander als Arzt in Weiterbildung in die Praxis ein und übernahm 2016 als frisch gebackener Allgemeinmediziner einen halben Arztsitz vom Vater.

“Anerkennung für den Vater und den Beruf”

Eine “Form der Anerkennung für den Vater und den Beruf ” nennt es Ried, dass nicht nur er, sondern auch sein Bruder Christian “exakt den gleichen Fußstapfen” des Vaters folgten.

Christian Ried stieg ebenfalls als Arzt in Weiterbildung zur Allgemeinmedizin in der Praxis ein, seit 1. Januar 2021 ist auch er Inhaber eines eigenen Arztsitzes. Alle drei sind zusätzlich ausgebildete Notfallmediziner und versorgen die Menschen vor Ort von der Wiege bis zur Bahre – wie es so schön heißt.

Da kein Kinderarzt vor Ort ist, übernehmen die Ärzte auch U-Untersuchungen ab U4, sagt Ried. Außerdem sind die Söhne Palliativmediziner; Mutter und Tante arbeiten als MFA in der Praxis tatkräftig mit.

Ärztin oder Arzt in Weiterbildung dringend gesucht

“Wir kennen die Familien und -strukturen hier über Generationen hinweg” sagt Ried. Als Lehrpraxis der Uni Regensburg sind öfter Medizinstudierende für die Praktikumsblöcke in Oberviechtach zu Besuch.

Eine Ärztin oder ein Arzt in Weiterbildung würde in Oberviechtach sehr begrüßt. “Wir haben auch die Weiterbildungsbefugnis”, erklärt Ried, aber es ist schwer. Perspektivisch würden die Ärzte gerne eine Kollegin oder einen Kollegen für die langfristige Mitarbeit gewinnen wollen. Vor allen Dingen, wenn Vater Adolf, 68 Jahre, in Rente gehen möchte, wird es brenzlig für die Brüder. Aber noch hilft der Papa kräftig mit.

Ist das Wetter schön und es bleibt etwas Zeit, geht Ried gerne auf die Jagd. Die Beute wandert ins Gefrierfach. Zur Zeit ist der Kühlschrank gut mit Rehfleisch gefüllt, das auch zum Beispiel zu “Fleischpflanzerln” verarbeitet auf den Mittagstisch kommt.

Ein weiteres Hobby: Die Bienenzucht

Der Jagdschein, den Ried hat, war etwas aufwendiger zu erwerben als der Angelschein. Letzteren kann man locker online machen, sagt er. Damit aber nicht genug der Selbstversorgung: Neben den eigenen Hühnern hat sich Ried vor vier Jahren ein weiteres Hobby gesucht: Die Bienenzucht.

“Meine Frau und ich haben damals etwas zur Imkerei im Fernsehen gesehen”, erinnert sich Ried. Das war an einem Samstag und schnell war entschieden: Wir machen das. Zunächst absolvierte Ried einen Kurs beim Deutschen Imkerbund, machte sich weiter schlau und besorgte sich über eine Online-Plattform das nötige Zubehör.

Mit drei Völkern fing er an, jetzt sind es schon über 15. Ansehnliche Beute sind 120 Kilogramm Honig, den Ried im Frühjahr gewinnen konnte. Dann kommt noch der Sommerhonig hinzu. Diese Mengen kann die Familie nicht mehr essen. So hat sich Ried überlegt, dass er seinen Patienten bald Honig in der Praxis anbietet.

Auf das Hobby “Bücher schreiben” kam Ried bei der Überlegung: “Was kann ich im Notdienst machen, wenn ich gerade Leerlauf habe und keine Patienten zu versorgen sind?” Außerdem hat er in Leipzig Medizin studiert, die Stadt, die auch wegen ihrer Buchmesse bekannt ist.

Ein fünftes Buch wartet auf den Korrekturlauf

Wenn schönes Wetter ist und ich Notdienst habe, sagt Ried, kann ich höchstens im Garten sitzen, aber nichts unternehmen. Das Bücher schreiben ist für solch eine Zeit ideal, meint er. Am besten gefällt ihm daran, über die Geschichte, die Logik, die Figuren nachzudenken.

Schon drei Bücher hat er veröffentlicht: Einen Krimi um Sarah Kobler, der in Berlin spielt. Eine Geschichte um einen geheimen Frauenbund und ein Buch um ein Computerspiel. Gerade korrigiert Ried den zweiten Teil zur Geschichte um den Frauenbund.

Ein fünftes, bereits verfasstes Buch wartet ebenfalls auf den Korrekturlauf. Hier handelt es sich um eine “halb medizinische Geschichte”, verrät er, in der es um den Nahtod geht und wie es wäre, in eine Geisterwelt einzutauchen. Es geht um Hexen, Geister, eine Jugendliebe und ein bisschen Horror, meint er.

Fraktionsvorsitzender im Stadtrat

Besonders für die kommunalpolitische Tätigkeit hält die Familie Alexander Ried den Rücken frei. Schon 2007 stieg Ried in die Politik ein. 2014 wurde er in den Kreistag Schwandorf und den Stadtrat in Oberviechtach gewählt.

Seit 2017 ist er (CSU) Fraktionsvorsitzender im Stadtrat. Mit seinem politischen Einsatz verfolgt der Familienvater von vier Kindern (4, 7, 8, 10 Jahre) vor allen Dingen das Ziel, Oberviechtach für seine und andere Kinder so zu gestalten, dass sie dort leben und arbeiten können – und eine lebenswerte Zukunft dort möglich ist.

Seine Kinder haben bereits bekräftigt, dass auch sie die Familientradition fortsetzen möchten und Medizin studieren wollen. Das wäre schön, sagt Ried, muss aber natürlich nicht sein.

Wünsche an die Gesundheitspolitik

Dabei ist die Praxis in Oberviechtach außer mittwochs von 8 bis 18 Uhr täglich besetzt. Geschätzt zwischen 3.500 und 4.000 Patientinnen und Patienten versorgten die drei Hausärzte in der Pandemiezeit an zwei Standorten. Aber wie kriegt man all das unter einen Hut?

” Ich glaube”, sagt Ried, “dass ich ganz gut organisieren kann.” Und hat Ried auch Wünsche an die Gesundheitspolitik? “Das sich nicht so viel eingemischt wird”, lacht er und fügt der Wunschliste das bekannte “deutlich weniger Bürokratie” hinzu.

Auch sollten die Regeln verständlicher sein, sagt er. “In Coronazeiten sind wir teilweise morgens in die Praxis gekommen und wussten nicht, ob die Regeln von gestern noch gelten.”

Falsch findet er auch, dass das System relativ “sozialistisch” ausgelegt ist. Während die Politiker ihr Gehalt erhöhen, könnten Ärzte hier wenig tun. Die MFA hätten im letzten Jahr Tarifsteigerungen von etwa zwölf Prozent durchsetzen können, der Orientierungspunktwert hingegen sei nur um 1,5 Prozent gestiegen.

“Ich habe meinem Team zum Beispiel auch einen Coronabonus gezahlt”, sagt Ried. Aber irgendwann ist dann auch mal das Ende der Fahnenstange erreicht. Politiker, sagt Ried, erhöhen ihre Bezüge ja auch, die GOÄ hingegen…

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