Für neue Substanzen in der Diabetologie konnte jetzt gezeigt werden, dass sie das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse zu senken vermögen. Damit scheint der langgehegte Wunsch, allein mit der Korrektur eines gestörten Glukosestoffwechsels die kardiovaskuläre Mortalität mindern zu können, auch in Zukunft nicht in Erfüllung zu gehen. Denn offenbar sind Wirkmechanismen nötig, die über eine bloße Blutzuckersenkung hinausgehen, wenn das makrovaskuläre Risiko beeinflusst werden soll.
Die Lebenserwartung von Frauen und Männern im Alter von 55 Jahren verringert sich um 16,4 bzw. 13,1 Jahre, wenn sie an Typ-2-Diabetes erkrankt sind und bereits einen Myokardinfarkt erlitten haben. Mit diesen drastischen Zahlen verdeutlichte Prof. Werner Kern, Ulm, die vordringliche Aufgabe, bei Menschen mit Typ-2-Diabetes die makrovaskulären Komplikationen ins Visier zu nehmen. Für das GLP-1-Analogon Liraglutid (Victoza®) konnte jetzt eine Minderung der Rate an schweren Herz-Kreislauf-Ereignissen (kardiovaskulärer Tod oder nicht-tödlicher Herzinfarkt oder Schlaganfall) um 13 Prozent gezeigt werden. Bei diesen Ergebnissen der LEADER-Studie handelt es sich laut Kern nicht um einen Effekt der Substanzklasse, da sie für andere GLP-1-Rezeptoragonisten nicht reproduziert werden konnten. Er vermutete vielmehr einen direkten kardioprotektiven Effekt der Substanz, die mit 97 Prozent eine hohe Homologie mit dem humanen Inkretinhormon GLP-1 aufweist.
Quelle: Novo-Satellitensymposium "Moderne Diabetestherapien im Praxischeck", 11.11.17 in Mannheim anlässlich der DDG-Herbsttagung