Zu den bekannten Risikofaktoren für Darmkrebs gehören Alkoholkonsum, Rauchen, ballaststoffarme Ernährung und ein hoher BMI. Könnten auch bestimmte Bakterien an der Entstehung von Darmkrebs beteiligt sein, ähnlich wie dies für H. pylori und Magenkrebs nachgewiesen wurde? In den vergangenen Jahren wurden Studien veröffentlicht, die darauf hindeuten.
Unter Verdacht stehen u.a. E.-coli-Bakterien des Phylotyps B2, die zudem über den sogenannten pks-Genort verfügen, der für die Produktion des Bakterientoxins Colibactin zuständig ist. Dr. Trudy M. Wassenaar, Zotzenheim, gab einen Überblick. In Mausmodellen führten pks-positive Stämme zu erhöhten karzinogenen Effekten, was sich allerdings nicht 1:1 auf Menschen übertragen ließe, gab Wassenaar zu bedenken. Weitere Hinweise stammten aus In-vitro-Tests, in den pks-positive Stämme DNA-Schäden verursachten. Das Bakterientoxin Colibactin selbst konnte bisher nicht isoliert und untersucht werden, da es sehr instabil und hochreaktiv ist. Zur möglichen Struktur und Wirkweise des Moleküls gibt es verschiedene Hypothesen. Keine davon erkläre schlüssig, dass Colibactin in vivo die DNA der Wirtszellen schädigen könne, legte die Mikrobiologie-Expertin dar. Die einzigen humanen In-vivo-Hinweise seien das gehäufte Vorkommen des pks-positiven E. coli Phylotyps B2 in Biopsien von Patienten mit Dickdarmkrebs.
Eine Korrelation sei also vorhanden, so Wassenaar, was jedoch nicht bedeute, dass auch ein kausaler Zusammenhang bestehe, die Bakterienbesiedelung also tatsächlich die Ursache für die Tumorentstehung sei; sie könne auch eine Folge im Sinne einer Nischenbesiedelung sein. Dafür spräche z.B., dass die bakterielle Besiedelung mit dem Krebsfortschreiten zunimmt. Die Zusammenhänge zwischen E. coli und Dickdarmkrebs seien komplex und noch längst nicht verstanden, so das Fazit der Referentin.
Quelle: Symposium "100 Jahre E. coli Nissle 1917: Mit probiotischen Arzneimitteln in die Zukunft" am 24./25. 11.17 in Freiburg; Veranstalter: Alfred-Nissle-Gesellschaft, unterstützt von Ardeypharm