Zur Behandlung der 5q-assoziierten spinalen Muskelatrophie (5q-SMA) steht seit 2 Jahren eine krankheitsmodifizierende medikamentöse Therapie zur Verfügung. Mit dem Antisense-Oligonukleotid Nusinersen (Spinraza®) lassen sich motorische Funktionen auch noch im Erwachsenenalter retten.
Den Pathomechanismus der zwar seltenen Erkrankung, aber doch häufigsten genetisch bedingten Todesursache bei Säuglingen, erläuterte Prof. Andreas Hahn, Gießen. Bei der autosomal-rezessiven neuromuskulären Erkrankung führt der Untergang von Motoneuronen aus dem Vorderhorn des Rückenmarks zu einer schweren progredienten Muskel-atrophie und -schwäche. Der genetische Defekt besteht darin, dass nicht ausreichende Mengen an funktionsfähigem Protein gebildet werden, die den Schutz der Motoneuronen gewährleisten. Dieses Protein liegt in zwei Varianten vor: SMN1-Protein (Survival of Motor Neuron 1) und SMN2-Protein. Durch den genetischen Defekt wird ein instabiles, verkürztes SMN-Protein gebildet, das rasch abgebaut wird.
Ein kleiner Teil der Transkripte von SMN2 codiert allerdings voll funktionsfähiges SMN. Mit Hilfe des Antisense-Oligonukleotids wird die SMN2-Spleißung derart modifiziert, dass mehr physiologisches, voll funktionsfähiges SMN gebildet wird. Auch Jugendliche und Erwachsene sind von einer SMA mit unterschiedlicher Krankheitsausprägung betroffen, erklärte PD Dr. Tim Hagenacker, Essen. Mit Erstsymptomatik erst nach sechs Lebensmonaten verlaufe die Erkrankung zwar meist langsamer, könne aber auch im Erwachsenenalter die motorischen Funktionen bis hin zum Totalausfall einschränken. Mit Nusinersen lässt sich die Progredienz auch im fortgeschrittenen Krankheitsstadium noch bremsen.
Quelle: Veranstaltung: “Zeichen erkennen, Zeit gewinnen: Frühzeitiger Einsatz von Nusinersen (Spinraza®) bei Kindern und Erwachsenen mit 5q-assoziierter spinaler Muskelatrophie”, 4.07.19 in Frankfurt/M., Veranstalter: Biogen